„Dass die Hamas und Abbas nichts füreinander übrig haben, ist allgemein bekannt. So geht das [Versöhnungs-]Angebot vermutlich auf erheblichen Druck Ägyptens auf die Vertreter der Hamas zurück, die sich gegenwärtig in Kairo aufhalten. Nachdem die finanziellen Zuwendungen Katars für den Gazastreifen ausblieben, saß Ägypten am längeren Hebel und Kairo konnte versuchen, mit dem Versprechen von Treibstofflieferungen und der Öffnung des Grenzübergangs in Rafah eine Annäherung zwischen der Hamas und der Fatah zu erwirken.
Abbas ist sich seiner verzwickten Lage vollauf bewusst. Weist er die scheinbar ausgestreckte Hand der Hamas zurück, sähe es so, als habe er der Sache der palästinensischen Einheit abgeschworen. Und es käme zur Verschlechterung seiner Beziehungen zu den Ägyptern, von denen er ohnehin schon vermutet, dass sie eine Vorliebe für seinen politischen Erzfeind Muhammad Dahlan entwickelt haben. Doch sollte er den Forderungen der Hamas nachgeben und die Sanktionen aufheben, sähe er schwach und nachgiebig aus, ohne dadurch im Gegenzug irgendeinen Vorteil zu erlangen.
In Wirklichkeit müssen die Voraussetzungen für eine wirkliche Versöhnung zwischen der Fatah und der Hamas erst noch heranreifen. Die Hamas sieht in Abbas einen illegitimen Herrscher, der sich nicht um Neuwahlen bemüht hat und eine illegitime Sicherheitskollaboration mit Israel betreibt. Die Fatah ihrerseits weiß, dass die Hamas nicht die geringste Absicht hat, die Kontrolle über den Gazastreifen an Abbas zu übergeben. Wenn überhaupt, dann will sie das Westjordanland überrennen und Abbas durch ihren eigenen Anführer Ismail Haniyeh ersetzen.
Daher sind die vorherigen Versöhnungsversuche zwischen Fatah und Hamas im Laufe des vergangenen Jahrzehnts gescheitert. Abbas’ unmittelbare Aufgabe besteht nun darin, einen Weg zu finden, der es ihm erlaubt, den Vorschlag der Hamas zurückzuweisen, ohne so auszusehen, als habe er eine Verweigerungshaltung eingenommen.“ (Oded Granot: „A false reconciliation“)