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Fatah-Politiker: Gründung Israels war das Verbrechen des 20. Jahrhunderts

Samir Al-Rifai (re.) wird von Mahmud Abbas als »Botschafter« der Palästinensischen Autonomiebhörde für Syrien angelobt
Samir Al-Rifai wird von Abbas als »Botschafter« der Palästinensischen Autonomiebhörde für Syrien angelobt (© Imago Images / ZUMA Wire)

Ein Mitglied des Fatah-Zentralkomitees erklärte in einem TV-Interview, dass alles, was den Palästinensern widerfahren ist, schlimmer als das sei, was den Juden unter dem Nationalsozialismus angetan wurde.

Erneut zeigt sich, wie Recht jene hatten, die nach Mahmud Abbas’ vor einigen Wochen im Berliner Kanzleramt getätigten Aussage, Israel habe fünfzig Holocausts an den Palästinensern begangen, einwandten, solche Relativierung der nationalsozialistischen Judenvernichtung könne niemanden verwundern, der auch nur ein bisschen mit dem palästinensischen Narrativ vertraut sei. Nicht nur waren Abbas’ Aussagen nichts anderes als das, was er seit Jahrzehnten schon behauptet und ganz ähnlich auch auch in seiner Dissertation vertreten hat, sondern es verteidigten auch große Teile der palästinensischen Öffentlichkeit seine Aussage und feierten den Präsidenten der Autonomiebehörde sogar dafür.

Auch aus Abbas’ Fatah-Partei kam Zuspruch, etwa vom Berater für religiöse Angelegenheiten und obersten Scharia-Richter der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mahmoud Al-Habbash, für Abbas’ Ausführungen, welche »die Realität dessen zum Ausdruck gebracht haben, was sein ganzes Volk durchmachen muss«. Abbas habe nur »die Welt an die kontinuierlich erfolgenden Massaker erinnern wollen, die von der Besatzung an den Palästinensern begangen wurden, von 1947 bis zum heutigen Tag«, weswegen jede Kritik an der Holocaust-Relativierung des PA-Präsidenten auch nur rassistischen Motiven geschuldet sein könne.

Wenige Tage später legte das Mitglied des Fatah-Zentralkomitees, Samir Al-Rifai, nach, indem er in einem Interview mit dem palästinischen TV-Sender Awda TV meinte, die »Vertreibung« der Palästinenser von ihrem Land im Jahr 1948 sei das maßgebliche Verbrechen des 20. Jahrhunderts« gewesen. »Das 20. Jahrhundert war Zeuge des Ersten und Zweiten Weltkriegs und vieler anderer Kriege«, so erklärte Al-Rifai, »aber das Verbrechen, das als das Verbrechen des 20. Jahrhunderts gilt, ist die Vertreibung des palästinensischen Volkes im Jahr 1948. Dieses Verbrechen ist fast das Verbrechen Nummer eins in diesem Jahrhundert.«

Gerade deswegen, fuhr der Fatah-Politiker fort, würden »die Zionisten« so sehr versuchen, alle Aufmerksamkeit auf den Holocaust zu lenken und sich bloß darauf konzentrieren, »was den Juden im Zweiten Weltkrieg widerfahren« sei. Er wolle nicht ins Detail gehen, aber was »unserem Volk widerfahren ist, ist schlimmer als das«, was den Juden unter dem Nationalsozialismus widerfahren sei. Als Abbas diese Wahrheit ausgesprochen habe, sei es zu einem Aufruhr gekommen, »speziell in zionistischen Kreisen, weil diese Kreise und das zionistische Establishment ein Monopol auf diesen Begriff« des Holocaust beanspruchten.

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