Noch grotesker geht immer: Im Falter behauptet eine Kolumnistin, Israel könnte sich zu einem »jüdischen Iran« entwickeln.
Sehr geehrte Falter-Redaktion,
in ihrer dieswöchigen Kolumne schreibt Tessa Szyszkowitz, »liberale Israelis« hätten Angst davor, »dass sich ihr Land in einen jüdischen Iran verwandeln könnte, in eine illiberale Theokratie«. Die vergangenen Wochen waren nicht arm an Stellungnahmen zu aktuellen Vorgängen in Israel, von berechtigen Bedenken gegen bestimmte politische Vorhaben der neuen Koalitionsregierung bis zu schrill-überzogenen Warnungen vor einem angeblich drohenden Ende der Demokratie. Aber Szyszkowitz‘ Aussage stellt selbst die absurdesten unter ihnen mühelos in den Schatten.
Man muss wahrlich kein Befürworter der aktuellen Regierungskoalition sein. Aber auch nur anzudeuten, dass Israel auf dem Weg zu einer religiösen Diktatur nach iranischem Vorbild sein könnte, ist eine gleichermaßen groteske Dämonisierung der demokratisch legitimierten israelischen Regierung und Unterschätzung der israelischen Demokratie wie skandalöse Verharmlosung der islamistischen Diktatur im Iran, die gerade dieser Tage wieder ihr mörderisches Gesicht zeigt.
Mag sein, dass solche Andeutungen beim israelfeindlichen Teil der Falter-Leserschaft wohliges Gruseln verursachen, mit einer ernst zu nehmenden Einschätzung der israelischen Innenpolitik, wie man sie sich von einer seriösen Zeitung erwarten dürfte, haben sie aber nichts zu tun.
Mit freundlichen Grüßen,
Florian Markl
Mena Watch – Der unabhängige Nahost-Thinktank