FALSCHE BEHAUPTUNG

Sehr geehrte Kurier-Redaktion,

Konrad Kramar schreibt im heutigen Kurier über den holprigen Wahlkampf des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney: „Zuletzt hatte sich Romney nach den Ausschreitungen in Libyen vergaloppiert, als er US-Präsident Obama für den Tod des US-Botschafters in Libyen verantwortlich machte.“ Diese Behauptung ist gleich in mehrerlei Hinsicht falsch.

Hier ist die wesentliche Passage der umstrittenen Stellungnahme Romneys zum Beginn der Ausschreitungen letzte Woche: „I’m outraged by the attacks on American diplomatic missions in Libya and Egypt and by the death of an American consulate worker in Benghazi. It’s disgraceful that the Obama Administration’s first response was not to condemn attacks on our diplomatic missions, but to sympathize with those who waged the attacks.” Wie mühelos zu erkennen ist, sprach Romney über den Tod eines Mitarbeiter des amerikanischen Konsulats in Bengasi und nicht über Botschafter Stevens – von dessen Ermordung war zum Zeitpunkt von Romneys Statement noch nichts bekannt.

Zweitens bezog sich seine Kritik an der Obama-Administration auf das Verhalten der amerikanischen Vertretung in Kairo, die als erste Reaktion auf den Beginn der Ausschreitungen folgende Erklärung abgegeben hatte: „The Embassy of the United States in Cairo condemns the continuing efforts by misguided individuals to hurt the religious feelings of Muslims – as we condemn efforts to offend believers of all religions“. Mit seiner Kritik an dieser Verlautbarung war Romney übrigens nicht allein: Auch die Obama-Administration distanzierte sich von der Stellungnahme mit der Erklärung, sie sei nicht mit Washington abgesprochen gewesen und reflektiere nicht die Position der amerikanischen Regierung.

Kramar mag richtig darin liegen, dass in den USA in Krisenzeiten Kritik am Präsidenten nicht gut ankommt; ob Romney sich mit seinem Statement deshalb „vergaloppiert“ hat, sei dahingestellt. Unstrittig ist aber, dass Kramars Behauptung, Romney habe Obama für den Tod des amerikanischen Botschafters in Libyen verantwortlich gemacht, nicht der Wahrheit entspricht.

Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Florian Markl
Medienbeobachtungsstelle Naher Osten (MENA)

 

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