Steve Bannon ist Netanjahus Wahlkampfchef, behauptet der Außenpolitikchef der Kronen Zeitung – eine reine Erfindung.
Wir mögen in schwierigen Zeiten leben und mit vielen Unsicherheiten konfrontiert sein, doch auf eines ist Verlass: Wenn Krone-Außenpolitikchef Kurt Seinitz sich zum Nahen Osten im Allgemeinen oder zu Israel im Besonderen äußert, wird’s oft abenteuerlich. Er belehrte die Leser einst über „König Khaleds dummen Krieg im Jemen“ (Saudi-Arabien wurde damals wie heute von König Salman regiert), diffamierte Juden, die im Westjordanland leben, auf menschenverachtende Weise als „giftige(s) Natterngezücht“, fantasierte darüber, dass „Ultraorthodoxe“ dreißig Prozent der israelischen Bevölkerung ausmachten (tatsächlich waren es rund elf Prozent) und charakterisierte das als „bevölkerungspolitische Aggression“, und so weiter und so fort – die Aufzählung ließe sich noch lange weiterführen.
Aktuell widmet Seinitz sich dem israelischen Wahlkampf und zeigt sich dabei in gewohnter Form. Über die Wahlkampagne von Premier Netanjahu schreibt er:
„Als Wahlkampfchef war diesmal nicht der allseits bekannte und rechtskräftig verurteilte Tal Silberstein engagiert, sondern Trumps ‚arbeitslos‘ gewordener und allseits berüchtigter Spezialist für Fake-News, ‚Alternative Wahrheiten‘ und andere Lügen, Steve Bannon.“
In Wahrheit heißt Netanjahus Wahlkampfchef Aaron Klein. Er war dem Premier schon bei der Wahlwerbung für den Urnengang im März 2020 behilflich und wurde im Juni des Vorjahrs strategischer Berater Netanjahus. Davor hatte Klein u.a. im Jerusalem-Büro von Breitbart gearbeitet, ein Job, den er von Steve Bannon bekommen hatte. Aber dass Bannon jetzt den Wahlkampf für Netanjahu leiten würde, ist eine reine Erfindung von Seinitz. Man fragt sich: Wer ist hier der „Spezialist für Fake News, ‚Alternative Wahrheiten‘ und andere Lügen“?