In jüngster Zeit häufen sich Presseberichte über die Expansion der jemenitischen Huthi-Miliz auf den afrikanischen Kontinent, insbesondere in der strategisch wichtigen Region am Horn von Afrika.
Diese Politik, die direkt vom Iran unterstützt wird, ist jedoch nicht neu, sondern wurde in den letzten Monaten schrittweise umgesetzt. Bislang letzter Beleg für diese Aktivitäten war die Beschlagnahmung eines Bootes, das Militärausrüstung aus dem Jemen transportierte, durch Sicherheitskräfte in der Region Puntland im Nordosten Somalias vor der Küste von Bosaso. Die somalischen Besatzungsmitglieder wurden festgenommen und einer Untersuchung unterzogen.
Wachsende Zusammenarbeit
Am 11. Oktober vergangenen Jahres wurde in einem Bericht der Experten des Sicherheitsrats über den Jemen eine wachsende Beziehung zwischen der Huthi-Miliz und der somalischen Bewegung al-Shabab, die mit al-Qaida verbunden ist, festgestellt, die sich insbesondere seit Anfang 2024 vertieft habe. In dem Bericht wurde von einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen den Huthi und der Mudschaheddin-Bewegung in Somalia im Rahmen von Plänen berichtet, von der somalischen Küste aus Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer und im Golf von Aden durchzuführen.
Die Experten verfügten über Informationen, die sie von der jemenitischen Regierung erhalten hatten, über verstärkte Schmuggelaktivitäten zwischen den Huthi und al-Shabaab, wobei es sich bei den Schmuggelgütern größtenteils um Klein- und leichte Waffen handelte. Weiters wurde festgestellt, dass beide Gruppen Waffen desselben Modells und mit denselben Seriennummern aus denselben Chargen besaßen, was darauf hindeutet, dass sie illegal beliefert und untereinander weitergegeben wurden.
Schon etwa vier Monate vor diesem Bericht warnte bereits eine auf die Verfolgung von organisierter Kriminalität und Geldwäsche spezialisierte jemenitische Plattform vor den Gefahren der Expansion der Huthi am Horn von Afrika. Die Plattform enthüllte erstmals Daten über das Expansionsprojekt der Miliz, das vom Korps der Iranischen Revolutionsgarde in Abstimmung mit der libanesischen Hisbollah-Miliz direkt verwaltet wird.
Laut dem Bericht wurde die Verantwortung für das afrikanische Expansionsprojekt dem prominenten Huthi-Funktionär Abdul Wahid Abu Ras, dem Leiter des Sicherheits- und Nachrichtendienstes Abdul Hakim al-Khaiwani und dem Stellvertreter der Miliz für externe Operationen Hassan al-Kahlani (Abu Shahid) übertragen. Ziel ist die aktive Unterstützung der iranischen Expansion auf dem afrikanischen Kontinent und der Kontrolle der internationalen Schifffahrtswege.
Die jemenitische Plattform enthüllte, dass die Huthi die Einrichtung von Geheimdienststationen in allen Ländern am Horn von Afrika und in den Nachbarländern des Jemens anstreben und deren Personal so schnell wie möglich ausrüsten, ausbilden und qualifizieren wollen. Darüber hinaus arbeiten die Huthi daran, dass ihre verbündeten Organisationen in Afrika bereit sind, »Operationen, Bewegungen und Aktivitäten im Roten Meer und am Horn von Afrika durchzuführen, um die Huthi zu unterstützen, falls sie politischem oder diplomatischem Druck von außen ausgesetzt sind«.
Warum al-Shabaab?
Was die Huthi-Aktivitäten am Horn von Afrika betrifft, so glaubt der jemenitische Experte für strategische und militärische Angelegenheiten Ali al-Dhahab an eine Interessenkonvergenz zwischen der jemenitischen Miliz und der al-Shabaab-Bewegung. In einem Interview mit der emiratischen Website Erem News meinte er, die Huthi versuchten, die strategische Lage Somalia auszunutzen, »insbesondere in Gebieten, in denen al-Shabaab aktiv ist, da der Zugang zu diesen es den jemenitischen Milizen ermöglicht, ihre Ziele zu erreichen, sei es im Zusammenhang mit dem Schmuggel von Waffen oder Geldern oder dem Transport von Experten und Auszubildenden aus dem Iran in Gebiete, die von den jemenitischen Milizen beeinflusst werden«.
Neben dem Informationsaustausch spiele auch das Bestreben der Huthi eine zentrale Rolle, »gemeinsame Marineoperationen mit der somalischen al-Shabab-Bewegung in Gebieten durchzuführen, die außerhalb der Möglichkeiten der jemenitischen Milizen liegen, insbesondere in den Gewässern des Golfs von Aden oder des westlichen Indischen Ozeans«.
In diesem Zusammenhang erklärte der Leiter des Abaad-Zentrums für strategische Studien Abdul Salam Mohammed, dass die Huthi und al-Shabaab bestrebt seien, den Waffenfluss aufrechtzuerhalten und vom Schmuggel mit Waffen und verbotenen Gütern zu profitieren. Er betonte, dass beiden Gruppen »in einer gemeinsamen Vision zusammenarbeiten, um die regionale und maritime Sicherheit und die Nachbarländer zu bedrohen«.
Schließlich warnen Analysten des Carnegie Endowment, dass diese strategische Partnerschaft insbesondere darauf abziele, »ihre Lieferketten zu stärken und zu diversifizieren, sich fortschrittliche Waffen zu sichern, das lokale Ansehen zu verbessern und die strategischen Optionen zu erweitern« – und zwar für die Huthi und ihren Hauptverbündeten, den Iran. Letztlich ginge es darum, die strategische Lage im Golf von Aden und in der Straße von Bab al-Mandab zu ihrem Vorteil neu zu gestalten.