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Ex-Präsident Heinz Fischer gibt Israel die Schuld am Antisemitismus

Der ehemalige österreichische Bundespräsident Heinz Fischer bei einer SPÖ-Feier zum 1. Mai
Der ehemalige österreichische Bundespräsident Heinz Fischer bei einer SPÖ-Feier zum 1. Mai (© Imago Images / Andreas Stroh)

Während Österreich sich gegen Antisemitismus einsetze, schüre der jüdische Staat den Hass auf Juden, gab Heinz Fischer eine antisemitische Erklärung für die Existenz von Antisemitismus zum Besten.

Österreichs ehemaliger Bundespräsident Heinz Fischer bediente in einem APA-Interview eines der ältesten Stereotype des Antisemitismus, nämlich, dass das Verhalten von Juden schuld daran sei, wenn Juden gehasst, diskriminiert und verfolgt werden.

Die »ihren Zionismus vor sich hertragende« israelische Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu, so Fischer im Interview, sei mit ihren Handlungen im Gazastreifen schuld daran, dass »der Antisemitismus nicht verringert, sondern vergrößert und gestärkt wird. Und dem muss ein Riegel vorgeschoben werden.« Die Vorgänge seien »entsetzlich« und »umso schlimmer, als wir ja ganz, ganz positiv eingestellt sind zum Kampf gegen Antisemitismus«, sagte der langjährige SPÖ-Politiker und Bundespräsident im Ruhestand.

Warum der Kampf gegen Judenhass in Österreich vom Vorgehen der Regierung in Jerusalem abhängen und quasi eine Belohnung für deren Wohlverhalten sein soll, ließ der Ex-Präsident ebenso unausgeführt wie die Frage, warum es für jemanden anderen als für Antisemiten, die Juden und Israel gleichsetzen, einsichtig sein soll, dass das Vorgehen einer ausländischen Regierung den Hass auf jüdische Österreicher steigere.

Fischer forderte die österreichische Bundesregierung auf, Stellung gegen Israels Antiterror-Krieg gegen die Hamas zu beziehen. Österreich würdige die Leiden, die das jüdische Volk auch im 20. Jahrhundert zu ertragen habe, genauso wie den Holocaust, »aber das alles rechtfertigt nicht, dass man jetzt so mit Menschen, Frauen, Kindern umgeht, wie das dort der Fall ist«, so der Ex-Präsident und bediente damit gleich noch das antisemitische Stereotyp, der jüdische Staat ziehe aus dem Holocaust den Gewinn für sich, angebliche Verbrechen zu rechtfertigen und die Kritik daran zugleich mit dem Hinweis auf den Opferstatus der Juden zu unterbinden.

Nicht das erste Mal

Die aktuellen Ausführungen waren keineswegs die ersten, in denen Heinz Fischer israelische Kriegshandlungen unter Zuhilfenahme antisemitischer Klischees kritisierte. So behauptete er etwa während des Gazakriegs »Protective Edge« im August 2014, damals noch als aktiver Bundespräsident, es sei das israelische Vorgehen gegen den Raketenterror der Hamas, das überhaupt erst schuld an Hass, Gewalt und Terror habe.

»Fischer interessiert sich keine Sekunde lang für das totalitäre und antisemitische Weltbild der Hamas, sondern unterstellt, dass israelische Gewalt für palästinensischen Hass verantwortlich sei«, schrieb Florian Markl damals auf Mena-Watch. Damit mache der Bundespräsident »eine islamistische Terrorgruppe zur Repräsentantin der Palästinenser schlechthin, legitimiert den Terror der Hamas als bloße Reaktion auf israelische Gewalt und wirft gleichzeitig dem jüdischen Staat vor, selbst schuld am Hass seiner erklärten Todfeinde zu sein«.

Zwei Wochen später legte Fischer nach, als er in einem Standard-Interview nicht nur davon fabulierte, in Österreich werde, geht es um Israel, »gewissermaßen ein Kritikverbot« verhängt, sondern gleich auch noch nachschob, was er, der sich natürlich mutig und tabubrecherisch über das doch angeblich herrschende Verbot hinwegsetzte, an Israels Krieg gegen die Hamas auszusetzen habe: »Der alttestamentarische Grundsatz ›Auge um Auge‹ ist überholt und gefällt mir nicht.«

Nicht genug damit, dass der österreichische Bundespräsident hier eines der ältesten Stereotype vom rachsüchtigen Juden bediente, während das antike Talionsprinzip »Auge für Auge« historisch doch genau die Überwindung der (Blut-)Rache und die Einführung des Gleichheitsprinzips ins Recht darstellt. Vielmehr setzte Fischer noch eines obendrauf, als er erklärte: »Auf der Basis von einem Auge gegen hundert Augen wird ein Friedensprozess kaum gelingen.«

Nicht allein als rachsüchtig und einem jahrtausendealten religiösen Gesetz folgend, stellte Fischer also die israelische Politik dar, sondern der jüdische Staat, so die Unterstellung, würde dieses überholte und unmoralische Prinzip auch noch hundertfach steigern. Angesichts dieser Vorgeschichte können die aktuellen antisemitischen Ausführungen des österreichischen Ex-Bundespräsidenten nicht groß überraschen – und sollten mit der Ablehnung und Verachtung gestraft werden, die ihnen gebühren.

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