Israel arbeitete mit Katar zusammen, um im Rahmen einer nationalen Strategie Gelder an die Hamas-Regierung in Gaza zu überweisen, die ein normales ziviles Leben in der Enklave ermöglichen sollten.
Der ehemalige Mossad-Direktor Yossi Cohen sagte in einem Ende April im israelischen Fernsehsender Keshet 12 ausgestrahlten Interview, ein Teil der nationalen Strategie Israels vor dem 7. Oktober 2023 habe darin bestanden, mit katarischen Geldern ein normales ziviles Leben im Gazastreifen zu ermöglichen. »Wir sind an die Kataris herangetreten, um zivile Aspekte zu finanzieren: die medizinische Versorgung, das Gesundheitswesen und die Bildung im Gazastreifen«, erläuterte Cohen und ergänzte, dass diese Strategie die offiziell vom Staat Israel genehmigte Politik gewesen sei, damit es nicht zu einer gegen Israel gerichteten Explosion der sozialen Lage in der Küstenenklave käme.
Die Idee sei eine von vielen gewesen für die israelische Strategie, »den Gazastreifen und seine Bewohner finanziell nicht im Stich zu lassen«. Hätte Israel eine zivile Wirtschaft im Gazastreifen verhindern wollen, hätte es nur die Grenzübergänge schließen müssen wie während der diversen von der Hamas ausgelösten Kriege. »Wir hätten keine 20.000 bis 30.000 Arbeiter aus Gaza in [Israel] beschäftigen müssen. All dies war dazu gedacht, die Wirtschaft im Gazastreifen zu unterstützen«, betonte Cohen.
Geheimtreffen in Doha
Auf die Frage, ob es nicht seltsam gewesen sei, mit dem damaligen Kommandeur des Südkommandos und heutigen Stabschef Herzi Halevi nach Doha zu fliegen, um mit den Kataris die Geldtransfers an die Hamas zu koordinieren, meinte der Ex-Mossad-Chef, dies sei zunächst einmal keine bizarre Sache gewesen: »Es war ein Ergebnis unserer nationalen Strategie. Es war Teil unserer geheimen Bemühungen, bis wir in dieser Angelegenheit von den Medien enttarnt wurden, um dasselbe nationale Ziel zu erreichen, nämlich die Erleichterung eines ordentlichen zivilen Lebens im Gazastreifen.«
Er wolle darauf hinweisen, fuhr Cohen fort, dass es ähnliche Phänomene in vielen anderen Teilen der Welt gebe, »die mit Gegnerschaft konfrontiert sind. Überall dort, wo die Bevölkerung in Unterdrückung und Armut lebt, sagt man: Lasst uns ihren Wohlstand steigern, damit sie etwas zu verlieren haben.« Aber Israel habe damit die Wirtschaft in Gaza gefördert, was die Hamas für die Errichtung von Tunneln, Waffenankäufe und die Versorgung und Ausbildung ihrer Mitglieder und somit eigentlich für den 7. Oktober genutzt habe, wandte der Moderator ein. »Das ist leider wahr«, antwortete Cohen, und deswegen habe er »schon vor fast drei Jahren, auch öffentlich, gesagt: Das war ein Fehler.«