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Ex-CENTCOM-Chef fordert Drohungen gegen den Irans Nuklear- und Energiesektor

Ex-CENTCOM-Chef Kenneth F. McKenzie Jr. mit dem IDF-Generalstabschef Aviv Kohavi
Ex-CENTCOM-Chef Kenneth F. McKenzie Jr. mit dem IDF-Generalstabschef Aviv Kohavi (Quelle: JNS)

Der ehemalige Kommandeur des United States Central Command Kenneth F. McKenzie meint, nur Drohungen, die das Überleben des Regimes infrage stellen, könnten den Iran von seinem Atomwaffenprogramm abhalten.

Yaakov Lappin

Unter US-Präsident Donald Trump hat sich für die Vereinigten Staaten eine einmalige Gelegenheit eröffnet, den Iran zu zwingen, sich zwischen dem Überleben seines Regimes und dem jahrzehntelangen Streben nach Atomwaffen und regionaler Aggression zu entscheiden, sagte der ehemalige Kommandeur des United States Central Command (CENTCOM) Kenneth F. McKenzie Jr.

McKenzie, ein angesehener Fellow am Jewish Institute for National Security of America (JINSA) mit Sitz in Washington, legte Mitte Mai einen Strategieplan vor, der auf der entschlossenen Politik der ersten Amtszeit von Trump aufbaut und argumentiert, der Iran, der sich derzeit in einer beispiellosen strategischen Schwächephase befindet, könnte erneut dazu gebracht werden, »aus dem vergifteten Kelch zu trinken« – eine Anspielung auf die Entscheidung von Ayatollah Ruhollah Khomeini aus dem Jahr 1988, den Iran-Irak-Krieg zu beenden, um die Existenz der Islamischen Republik nicht zu  gefährden.

Als CENTCOM-Kommandeur beaufsichtigte McKenzie den Drohnenangriff vom 3. Januar 2020, bei dem Qasem Soleimani, der Kommandeur der Quds-Auslandseinheit der Iranischen Revolutionsgarde, in Bagdad getötet wurde. »Dies war das wichtigste Ereignis in der Region in den letzten zwanzig Jahren vor dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023«, schrieb McKenzie in einem Papier vom 14. Mai mit dem Titel Der vergiftete Kelch: Präsident Trumps Chance mit dem Iran, in dem er die tiefgreifenden Auswirkungen dieser Operation betonte.

McKenzie wies darauf hin, dass der damalige iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif die Bedeutung des Angriffs bekräftigt und angeblich erklärt habe, die USA hätten »dem Iran einen schweren Schlag versetzt, der schädlicher ist, als hätten sie eine ganze Stadt ausgelöscht«. Aufgrund solcher Maßnahmen, so McKenzie, »wissen und verstehen die Iraner, dass Donald Trump in seiner ersten Amtszeit als Präsident keine Angst hatte, militärische Macht einzusetzen« – eine Tatsache, die iranische Strategen nun, da Trump wieder Präsident ist, zutiefst beunruhigt.

Existenzielle Bedrohung 

In einem Gespräch mit dem Jewish News Syndicate am 23. Mai erläuterte der hochrangige Militär die derzeitige Machtposition der USA. Auf die Frage, welche konkreten Schritte der USA eine existenzielle Bedrohung für das iranische Regime darstellen könnten, antwortete der EX-CENTCOM-Chef: »Die Bedrohung seines Atomprogramms ist ein Schlüsselelement jeder Drohung gegen das Regime. Über das Atomprogramm hinaus könnten potenzielle Ziele der Energiesektor sein, einschließlich Destillations- und Verlade- bzw. Lageranlagen, Stromerzeugung und Übertragungsleitungen. Kurz gesagt, Ziele, welche die iranische Wirtschaft sofort zum Erliegen bringen würden.«

McKenzie ergänzte, dass Ziele mit doppeltem Verwendungszweck wie die von ihm beschriebenen sowohl von zivilem als auch militärischem Nutzen seien, frühzeitig angegriffen werden sollten, »wenn eine Entscheidung getroffen wird, die Angriffe über das Atomprogramm hinaus auszuweiten«.

In seinem Bericht identifizierte McKenzie umfassendere strategische Ziele in der Islamischen Republik, deren Verluste es »sehr schwierig machen würde, den Iran zu regieren«, darunter die »Ölförderung, Destillations- und Verteilungsnetze, die Architektur der Unterdrückung wie die Hauptquartiere der Revolutionsgarde« und »Stromerzeugungssysteme, Transport und Logistik. Dies sollte ein wesentlicher Bestandteil unserer diplomatischen Botschaft sein.«

Auf die Frage, ob einige Ziele bewusst intakt gelassen werden sollten, um die iranische Reaktion auf solche Angriffe zu minimieren, antwortete McKenzie: »Die Ziele, die bei einer weiteren Eskalation [durch den Iran] ins Visier genommen werden sollten, wären Persönlichkeiten innerhalb des Regimes. Das würde ihnen klar machen, wie viel sie zu verlieren haben.« Auf die Frage nach den unterirdischen Raketenbasen, mit denen Teheran regelmäßig Israel bedroht, erklärte der Experte: »Die unterirdischen Abschussanlagen sind viel leichter zu treffen als die tief liegenden Nuklearstandorte. Im Allgemeinen kann ein festes Ziel getroffen und erheblich beschädigt werden. Dazu gehören auch Abschussbasen.«

Die derzeitige Schwäche Teherans spielt eine zentrale Rolle in McKenzies Einschätzung, dass die »Luftabwehrstruktur durch präzise israelische Angriffe geschwächt wurde«, womit er auf die Attacken der israelischen Luftwaffe vom 26. Oktober 2024 anspielte, die als Reaktion auf einen iranischen Angriff auf Israel am 1. Oktober mit Hunderten ballistischen Raketen durchgeführt wurden, von denen die meisten abgefangen werden konnten.

McKenzie schätzt, dass die viel gepriesene ballistische Raketen- und Drohnenstreitmacht des Irans durch den erfolglosen Angriff auf Israel »als hohl entlarvt« wurde, während sein wichtigster Stellvertreter, die libanesische Hisbollah, »enthauptet wurde und nur noch ein Schatten ihrer selbst ist« und die Flucht von Baschar al-Assad aus Syrien einen wichtigen iranischen Vasallenstaat beseitigt hat. »Aktuell ist das Überleben des Regimes so ungewiss wie seit 1988 nicht mehr«, fasst McKenzie zusammen.

Diese Verwundbarkeit in Verbindung mit der wiederhergestellten Glaubwürdigkeit der USA unter Präsident Trump, die laut McKenzie durch die jüngste Militäraktion gegen die vom Iran unterstützten Huthi im Jemen noch weiter gestärkt wurde, schaffe eine neuartige Gelegenheit.

Der vergiftete Kelch

Der ehemalige CENTCOM-Kommandeur ist der Ansicht, dass »Präsident Trump durch die Signalisierung der Bereitschaft, gegebenenfalls das Atomprogramm zu zerstören, den Iran nun zwingen kann, aus dem vergifteten Kelch zu trinken, das heißt, das Überleben des Regimes über die Fortsetzung der regionalen Aggression zu stellen«. Der Iran werde »reagieren und sein Verhalten ändern, wenn das Regime selbst direkt bedroht ist«, da sein Leitprinzip seit jeher die Erhaltung des Regimes über alle anderen Ziele gestellt habe.

Als Militärstratege ist er »überzeugt, dass sich uns jetzt eine Chance bietet. Sie wird aber nicht ewig bestehen bleiben«; letztendlich werden die Iraner ihre Luftabwehr ersetzen und ihre Nuklearanlagen verstärkt befestigen, indem sie die tief gelegenen Tunnel und die nukleare Infrastruktur weiterhin ausbauen.

Die Vereinigten Staaten hätten »Möglichkeiten und Optionen, wie wir mit dem Iran verfahren können. Das beginnt mit der militärischen Option. Es liegt in unserer Macht, das iranische Atomprogramm schwer zu beschädigen und um viele Monate zurückzuwerfen. Es liegt wahrscheinlich nicht in unserer Macht, das Programm vollständig zu vernichten. Die Zeit dafür ist etwa 2012 abgelaufen. Alternativ könnte Israel mit oder ohne unsere Zusammenarbeit das Atomprogramm angreifen. Sein Angriff wäre weniger schlagkräftig als der unsere, weil die USA über einzigartige Fähigkeiten verfügen, die Israel nicht hat. Wir könnten sogar gemeinsam angreifen.«

Aktuell wäre es »mit hoher Wahrscheinlichkeit möglich, einen Erfolg zu erzielen. Die Möglichkeiten des Irans, gegen Israel zurückzuschlagen, sind sehr begrenzt«, erklärte der Militärstratege, der sein Strategiepapier vorlegte, während in Rom die fünfte Runde der vom Oman vermittelten Atomgespräche zwischen den USA und dem Iran am 23. Mai mit einer Erklärung des türkischen Außenministeriums endete, in der von »einigen Fortschritten« die Rede war.

Iranische Quellen sagten gegenüber CNN, sie hätten aufgrund der Forderungen der USA nach einer vollständigen Einstellung der Urananreicherung, die Teheran als rote Linie betrachtet, keine Fortschritte erwartet. Außenminister Abbas Araghchi schrieb am 23. Mai auf X: »Keine Atomwaffen = wir haben eine Vereinbarung. Keine Urananreicherung = wir haben keine Vereinbarung. Es ist Zeit, sich zu entscheiden.«

Damit bekräftigte der Iran seine unveränderte Position, während der US-Gesandte Steve Witkoff zuvor erklärt hatte, die rote Linie der USA sei die Unterbindung der iranischen Urananreicherung, wobei amerikanische Regierungsbeamte die vollständige Demontage der Anlagen fordern, obwohl die Signale aus Washington gemischt waren. Vor den Gesprächen in Rom traf Witkoff Berichten zufolge mit Mossad-Direktor David Barnea und dem israelischen Minister für strategische Angelegenheiten Ron Dermer in der italienischen Hauptstadt zusammen.

Drei Empfehlungen

Kenneth McKenzies JINSA-Bericht enthält drei wichtige Empfehlungen für die US-Regierung: 

  • Aufrechterhaltung einer angemessenen und nachhaltigen Truppenpräsenz in der Region, um das »Ping-Pong-Spiel« der Truppenreduzierungen und anschließenden -aufstockungen zu beenden; 
  • Ausübung maximalen wirtschaftlichen Drucks auf den Iran durch konsequente Durchsetzung der Sanktionen, insbesondere gegen Ölexporte nach China; 
  • die unmissverständliche Botschaft an Teheran, weitere Angriffe des Irans oder seiner Stellvertreter gegen Israel oder andere Verbündete der USA in der Region würden mit direkten Attacken gegen das Regime und seine Machtinstrumente beantwortet werden einschließlich eines sofortigen Schlags gegen seine Nuklearindustrie, sollte es zu einem nuklearen Durchbruch im Atomwaffenprogramm kommen.

Sind diese Bedingungen einmal erfüllt, könnte der Iran gezwungen sein, überprüfbare Einschränkungen seines Atomprogramms zu akzeptieren und die Unterstützung für seine Stellvertreter zu reduzieren. Während das langfristige Ziel ein »politisch stabiler, atomwaffenfreier Iran ist, der sich nicht in die Angelegenheiten seiner Nachbarn einmischt«, sollten sich die kurzfristigen Ziele auf die Aufgabe seines Atomwaffenprogramms durch überprüfbare Maßnahmen konzentrieren.

Anschließend müssten noch schwierigere Ziele erreicht werden, darunter die Beendigung der Unterstützung terroristischer Stellvertreter und die Einstellung der Forderungen nach der Vernichtung Israels, die durch Taten untermauert werden müssen.

»Die Iraner sind keine besonders effektiven Kämpfer, aber sie sind Meister der Verhandlungskunst«, warnte McKenzie abschließend, denn »sie werden versuchen, die USA in Verhandlungen zu verzetteln, um Zeit zu gewinnen«. Um die gewünschten Ziele zu erreichen, »muss man im gesamten Nahen Osten aus einer Position der Stärke und nicht aus einer der Schwäche heraus agieren«.

Yaakov Lappin ist Korrespondent und Analyst für militärische Angelegenheiten in Israel, hausinterner Analyst am MirYam-Institut, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Alma-Forschungs- und Bildungszentrum und am Begin-Sadat-Zentrum für strategische Studien an der Bar-Ilan-Universität sowie Autor von Virtual Caliphate – Exposing the Islamist State on the Internet. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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