„Nein, die Erde bebt nicht. Netanyahu hat gewonnen, viele europäische Kommentatoren haben den Israelis erklärt, was sie bei dieser letzten Wahl alles falsch gemacht haben und wie sie alles viel besser hätten machen können, indem sie z.B. ihre guten Ratschläge angenommen hätten, die natürlich – weitab von der Realität des Nahen Ostens – am besten wissen, was für die Israelis gut oder nicht gut ist. (…)
Wäre ein Premier Gantz, ein totaler Novize in Sachen Politik, in der Lage, mit Putin in Moskau auf Augenhöhe zu dealen? Wäre ein Premier Gantz in der Lage, mit dem sprunghaften Trump vernünftig umzugehen oder mit der EU klarzukommen? (…) Und könnte ein Premier Gantz, immerhin ein ehemaliger Generalstabschef der israelischen Armee, garantieren, dass die nächsten zehn Jahre ebenso ruhig bleiben werden wie die letzten zehn Jahre unter Bibi? (…) Ja, es waren die ruhigsten zehn Jahre in der Geschichte Israels, in der Bibi Netanyahu nun regiert. Das zählt für viele Israelis mehr als die Korruptionsvorwürfe. (…)
Aber nun ist Bibi wiedergewählt. Auch wenn’s dem Rest der Welt vielleicht nicht passt, oder besser: einer bestimmten Gruppe an Kommentatoren nicht passt, die ja besser als die Israelis selbst wissen, was gut fürs Land ist. (…) Die einzigen, die den Preis dafür werden zahlen müssen (wenn’s denn die falsche Wahl und Entscheidung war), sind die Israelis selbst. Und wahrscheinlich auch die Palästinenser. Wobei die mit ihrer eigenen Führung, ihren zwei ‚Führungen‘, genug an eigenen Problemen haben und auch damit leben müssen …“ (Richard C. Schneider: „Die Erde bebt nicht“)