Latest News

Erreicht Russland in Afrika ein wichtiges Ziel?

Standort der geplanten Marine-Basis Russlands im Sudan. (© imago images/Pond5 Images)
Standort der geplanten Marine-Basis Russlands im Sudan. (© imago images/Pond5 Images)

Russland will im Sudan am Roten Meer einen Marinestützpunkt errichten. Das wäre ein großer Erfolg, aber noch gibt es einige Hindernisse.

Seit Jahren verstärkt Russland seinen Einfluss und seine Präsenz auf dem afrikanischen Kontinent. Einem wichtigen Ziel, das bislang nur schwer umzusetzen war, scheint jetzt endlich in greifbarer Nähe zu sein: Eine Basis, von der aus Moskau seine lange Hand nach Afrika und am Roten Meer austrecken kann.

Konkret lautete das Ziel, einen Marinestützpunkt im Sudan zu errichten. Nach Abschluss seiner Gespräche in Moskau mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow erklärte der sudanesische Außenminister Ali Youssef al-Sharif am 12. Februar, dass Russland und der Sudan eine Einigung über den Bau eines Marinestützpunkts in Port Sudan an der Küste des Roten Meeres erzielt hätten. In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Lawrow erklärte er: »Wir haben in dieser Angelegenheit eine Einigung erzielt. Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Wir haben uns in allen Punkten geeinigt.«

Die endgültige Vereinbarung zwischen den beiden Ländern über die Errichtung der Basis ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung russisch-sudanesischer Beziehungen. Sie kommt Moskaus Bemühungen entgegen, seine strategische Präsenz am Roten Meer zu verstärken und im Sudan militärisch Fuß zu fassen.

Die Diskussionen über die Errichtung des russischen Marinestützpunkts, der seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion der erste neue seiner Art im Ausland wäre, begannen im Jahr 2019, als die beiden Staaten ein vorläufiges Abkommen unterzeichneten. Interne Unruhen und Auffassungsunterschiede verzögerten jedoch die Ratifizierung.

Mitte 2021 kündigte Khartum die Aussetzung des Abkommens zur Errichtung der russischen Militärbasis in Port Sudan an. Moskau beschleunigte jedoch seine Schritte zur Konsolidierung des Abkommens, indem es alle rechtlichen Genehmigungsmechanismen durchlief. Zu diesem Zeitpunkt ordnete der russische Präsident Wladimir Putin an, das Abkommen zur Ratifizierung an die Duma (das Parlament) zu überweisen und damit den zweiten notwendigen Schritt zur endgültigen Genehmigung des Abkommens in Angriff zu nehmen, nachdem die Regierung es bereits ratifiziert hatte. Das Außenministerium gab daraufhin bekannt, das Abkommen sei für beide Parteien weiterhin bindend, da es »am 23. Juli 2019 in Khartum von einem Verantwortlichen des Übergangs-Militärrats im Sudan unterzeichnet wurde, d. h. nach dem Wechsel des politischen Systems im Sudan«, der mit der Absetzung von Diktator Omar al-Bashir vollzogen wurde.

Was wurde vereinbart?

Das 2019 unterzeichnete Abkommen sieht die Einrichtung einer russischen Marineeinrichtung im Sudan vor, die atomgetriebene Kriegsschiffe beherbergen kann. Die neue Basis soll in der Nähe von Port Sudan an der Küste des Roten Meeres entstehen, bis zu dreihundert militärischen und zivilen Mitarbeitern Platz bieten und vier Militärschiffe gleichzeitig aufnehmen können.

Gemäß der Vereinbarung wird die sudanesische Regierung das Areal für den Stützpunkt kostenlos zur Verfügung stellen. Moskau hat das Recht, alle benötigten Waffen, Munition und andere Ausrüstung über die Flughäfen und Häfen des Sudans zur Unterstützung der Einrichtung einzuführen.

Was die Gegenleistung für den Sudan betrifft, so rechnen informierte Quellen laut Arabi Post mit zwei wichtigen Punkten: der Zusicherung der Lieferung einer großen Zahl verschiedener russischer Waffen sowie der Sicherstellung der Unterstützung Russlands für den Sudan in der Sanktionsakte vor dem Sicherheitsrat.

Was bedeutet das für Moskau?

Der internationale Konfliktforscher Fyodor Kuzmin erklärte, der vereinbarte russische Marinestützpunkt in Port Sudan liege in einem wichtigen Gebiet, in dem schon viele Parteien versucht hatten, Fuß zu fassen, aber nur Russland erfolgreich war.

Kuzmin, dessen Analysen regelmäßig auf der Website des katarischen TV-Senders Al Jazeera erscheinen, ergänzte, dass die Umsetzung des Abkommens dazu beitragen werde, die russische Marinepräsenz in der Region wiederherzustellen und die Einsatzfähigkeit der russischen Flotte zu erhöhen. Es wird nicht nur ein Standbein im Roten Meer und den Zugang zum Indischen Ozean sichern, sondern auch die Gefahren mindern, denen russische Tanker und Schiffe dort ausgesetzt sein könnten.

Kuzmin zufolge wird die neue Basis auch eine Brücke nach Afrika bilden, das von entscheidender Bedeutung ist und über riesige unerschlossene Ressourcen verfügt, die der russischen Wirtschaft langfristig helfen könnten.

Stolpersteine

Trotz der Beteuerung guten Einverständnisses des sudanesischen Außenministers ist der sudanesische Experte und ehemalige Diplomat al-Sadig al-Maqli der Ansicht, dass der Umsetzung des Abkommens nach wie vor einige Hindernisse im Weg stehen, denn die Angelegenheit betreffe Kernfragen der nationalen Sicherheit in einer Region, in der wichtige internationale Akteure um Einfluss kämpften. Abgesehen davon könne eine solche russische Basis kaum während des aktuellen Bürgerkriegs gebaut werden. Al-Maqli betrachtet die ostentative zur Schau gestellte Einigkeit mit Russland daher eher als »Versuch, den Vereinigten Staaten eine Botschaft zu senden, um die Aufhebung von Sanktionen gegen die von der Armee geführte Regierung in Port Sudan zu erwirken«.

Damit dieser Versuch Erfolg haben kann, müsste die US-Regierung allerdings gewillt sein, Moskau den Erfolg zu verwehren, am Roten Meer strategisch Fuß zu fassen und seinen Einfluss in Afrika weiter ausbauen zu können. Ob das eine realistische Erwartung ist, muss angesichts des dramatischen Kurswechsels der USA und des Zugehens Washingtons auf Moskau in Sachen Ukrainekrieg bezweifelt werden.

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir reden Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!