Der neuerliche Angriff auf die VAE lässt eine Ausweitung des Kriegs im Jemen auf die Vereinigten Arabischen Emirate befürchten.
Die Vereinigten Arabischen Emirate fingen am Montag erneut zwei auf Abu Dhabi abgefeuerte ballistische Raketen ab. Erst vergangene Woche war die emiratische Hauptstadt von den mit dem Iran verbündeten Huthis angegriffen worden.
Die staatliche Nachrichtenagentur WAM erklärte, dass Teile der am Montag von der Luftabwehr abgeschossenen Raketen nahe Abu Dhabi zu Boden gingen, ohne jedoch Schaden anzurichten. Allerdings musste der Flughafen von Abu Dhabi wegen des Raketenfeuers erneut für eine Stunde gesperrt werden.
In einer von WAM zitierten Erklärung des emiratischen Verteidigungsministeriums hieß es, die VAE seien »bereit, es mit allen Bedrohungen aufzunehmen« und »alle notwendigen Schritte zu ergreifen, um das Land vor weiteren Angriffen zu schützen«.
Auch wenn niemand unmittelbar die Verantwortung für den Angriff übernahm, wird er doch den Huthis zugeschrieben, auf deren Konto auch der Angriff von vergangener Woche mit drei Toten und sechs Verletzen geht.
In den Tagen zuvor hatten die Huthis Vergeltung für die saudi-arabischen Luftangriffe geschworen, die das Königreich als Reaktion auf den Raketenterror der Miliz geflogen hat. Bereits am Sonntag hatten die Huthis eine Rakete auf das Industrieviertel im saudischen Jizan abgefeuert und dabei eine Person verletzt.
Am Sonntag hatte die dem Obersten Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, nahestehende Zeitung Keyhan einen Leitartikel veröffentlicht, in dem hochrangige Huthi-Funktionäre mit der Aussage zitiert wurden, weitere Angriff stünden bevor. »Evakuiert die emiratischen Geschäftshochhäuser!«, titelte Keyhan. Bereits 2017 schrieb die Zeitung, Dubai wäre das »nächsten Ziel« der Huthis.
Der neuerliche Angriff binnen kurzer Zeit zeige, dass die Huthis glauben, ein Recht darauf zu haben, den Krieg gegen die VAE auszuweiten, schrieb Seth J. Frantzman in einem Kommentar für die Jerusalem Post.
Dies sei insofern von Bedeutung, als die Emirate – im Gegensatz zu Saudi-Arabien – eine wichtige Drehscheibe für den internationalen Handel und Tourismus sind. Die Huthis hätten nun zweimal binnen einer Woche gezeigt, dass sie in der Lage sind, den Flugverkehr in Abu Dhabi zum Erliegen zu bringen.
Die Fähigkeit, einen internationalen Flughafen zu torpedieren, zeigt die wachsende Bedrohung durch die Huthis, die mehr und mehr zu einem ernstzunehmenden regionalen Akteur und Stellvertreter des iranischen Einflusses werden. So stammt die Technologie, mit der sie ihre Angriffe starten, aus dem Iran, der den Jemen-Krieg als Testlabor für seine Drohnen- und Raketentechnologie ansieht.
Frantzman weist darauf hin, dass iranische Medien wiederholt erklärt haben, die Huthis würden nicht nur gegen die Saudis und die Emirate Krieg führen, sondern seien auch Teil der iranischen »Achse des Widerstands« gegen die USA und Israel.
Im Januar 2021 lieferte der Iran die Shahed-136-Drohne an seine Verbündeten im Jemen, die mit einer Reichweite von zweitausend Kilometern auch Israel erreichen könnte. Dass Teheran nun die Ausdehnung des Huthi-Kriegs auf den Himmel über Abu Dhabi zulässt, zeige die wachsende Bedrohung durch den Iran und seine Stellvertretermilizen in der Region zwischen dem Libanon und dem Persischen Golf.