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Der Erfolg war Soleimani zu Kopf gestiegen

Trauerfeier für Soleimani in Teheran (imago images/ZUMA Press)
Trauerfeier für Soleimani in Teheran (imago images/ZUMA Press)

Über Jahre konnte der Terror-Pate Soleimani ungestraft seinem tödlichen Geschäft nachgehen. Der davon genährte Größenwahn läutete sein Ende ein.

Yossi Melman, Haaretz

Der Personenkult und die Public Relations, die Soleimani pflegte, prägten sein Image und führten dazu, dass man von ihm als potentiellem zukünftigen Präsidenten sprach, wenn er denn seine Uniform einmal an den Nagel hängen sollte. Soleimani war berauscht von der Welle an Bewunderung für ihn im In- und Ausland.

Sein Selbstbewusstsein wuchs so sehr, dass er sich für allmächtig hielt – er wagte es sogar, hinter Khameneis Rücken 4.000 Kämpfer in die Provinz Idlib im Nordwesten Syriens zu schicken. Der oberste Führer wies ihn in seine Schranken, zwang ihn zu einem Rückzieher, vergab ihm aber auch.

Auch Israel lobte Soleimani und stellte ihn als wagemutigen und talentierten Kommandanten dar, trotz der beträchtlichen Anzahl seiner fehlerhaften Einschätzungen und gescheiterten Operationen im Laufe seiner Karriere. Die meisten der Angriffe im Ausland, die er nach der Ermordung des hochrangigen Hisbollah-Führers Imad Mughniyeh in Zusammenarbeit mit dem weltweiten Netzwerk der Hisbollah gegen Israel plante, scheiterten.

Das war in Aserbaidschan genauso der Fall wie in Thailand, Indien und der Republik Georgien. Seinen einzigen Erfolg verbuchte er 2012 im bulgarischen Burgas, als sechs Menschen (darunter fünf Israelis) bei einem Terroranschlag eines libanesischen Selbstmordattentäters getötet wurden. (…)

Soleimani war ein recht einfaches Ziel und leicht zu orten. Auf dem Höhepunkt des syrischen Bürgerkrieges, so ist in Berichten zu lesen, hatte der israelische Geheimdienst mindestens drei weitere Möglichkeiten, ihn zu töten. Es ist nicht geschehen, trotz entsprechender Überlegungen.

Soleimani trat weiterhin in der Öffentlichkeit auf und verhielt sich in Syrien, als wäre es ein Heimspiel. Er traf sich mit seinen Soldaten, fotografierte sich mit ihnen, nahm an Beerdigungen teil und flog häufig in Privatflugzeugen und benutze auch kommerzielle Flüge. Mit einem dieser Flugzeuge kam er am Donnerstag in Bagdad an. (…)

Die Veränderungen im Nahen Osten und der Kampf gegen den Islamischen Staat legten die Grundlagen für seinen Tod. Er tauchte aus dem Schatten seines Agentenlebens auf und begann, sich wie ein Politiker zu verhalten. Deshalb dachte er, er sei immun. (…)

Trotz der schweren Wirtschaftskrise des Iran und der Unzufriedenheit von zig Millionen seiner Bürger goss Soleimani Milliarden von Dollar in Kriege in der Region und hegte die Illusion, er könne seine Vision von der Errichtung eines schiitischen Imperiums verwirklichen, das den Nahen Osten vom Indischen Ozean bis zum Mittelmeer kontrollieren würde.

Und dann, wie es bei Größenwahnsinnigen oft der Fall ist, verlor er den Bezug zur Realität. Soleimani verstand die stille und manchmal unsichtbare Macht Amerikas nicht. Präsident Trumps unberechenbare und teils beschwichtigende Politik gegenüber dem Iran trug nur dazu bei, besonders als der Präsident auf Provokationen und Aggressionen nicht reagierte. (…)

Soleimani dachte, er könne weiterhin ungestraft handeln, und die lange Zeit – 22 Jahre -, die er ungeschoren davongekommen war, könnte auch zu seinem Gefühl der Unbesiegbarkeit beigetragen haben.

As Qassem Soleimani’s Megalomania Grew, He Became Less Grounded in Reality

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