„Diesmal stellte sich die Zivilbevölkerung scheinbar couragiert und entschlossen, die Demokratie zu verteidigen, vor die Panzer. Doch was auf den ersten Blick wie ein mutiger Widerstand von Demokraten aussah, entpuppte sich als eine Masse von Schlägertrupps, die bereit waren, für ihren Führer Erdoğan zu töten und, wenn es sein muss, zu sterben. Sie töteten Soldaten, urinierten vor laufenden Kameras auf ihre Leichname, und ganz in Manier des barbarischen IS enthaupteten sie sogar einen Soldaten. Es zeigte sich, dass es derjenige Teil der Bevölkerung war, von dem Recep Tayyip Erdoğan immer wieder sagte: ‚Wir halten die 50 Prozent nur mit Mühe zurück. Ein Wort, und sie sind bereit, auf die Straße zu gehen‘.
Nun sind sie auf die Straße gegangen – aber nicht für die Demokratie, sondern für ihren Führer. Erdoğans Gefolgschaft stürmte auf die Straßen, skandierte lauthals Allah-u Akbar, zeigte den Gruß der Islamisten und Faschisten. In Istanbul zogen sie durch Stadtteile, wo Aleviten leben und durch Viertel, wo junge Menschen in Cafés und Bars Alkohol trinken.“
(Kemal Hür: „Die drohende Entfesselung“)