„Es geht immer noch tiefer. Am Dienstagmorgen stürzte der Kurs der Türkischen Lira erneut ab. Inzwischen kostet sie nur noch rund 20 US-Cent. Zu Jahresbeginn waren es noch 26 Cent, vor zwei Jahren sogar 35 Cent. Gleichzeitig galoppiert die Inflation, erreichte zuletzt über 15 Prozent. Das Geld der Türken verliert täglich an Wert. (…)Die Inflation galoppiert, erreichte im Juni 15,4 Prozent, den höchsten Wert seit 14 Jahren. Dies ist die Folge eines drastischen Verfalls der Währung. Seit Jahresbeginn hat die Lira über 20 Prozent ihres Wertes verloren, seit dem gescheiterten Putsch Mitte 2016 sogar rund 40 Prozent. Der Grund dafür ist, dass die Zentralbank die Zinsen viel zu niedrig hält, um auf diese Weise das Wachstum anzukurbeln. Das trug letztlich wohl auch dazu bei, dass Erdogan die Wahlen vor rund fünf Wochen gewann.
Die Zentralbank ist zwar formal unabhängig. Doch in der Praxis hat Erdogan nun auch hier das Ruder übernommen. ‚Präsident Erdogan hatte im Wahlkampf angekündigt, sich künftig noch stärker in die Geldpolitik einmischen zu wollen‘, sagt Sören Hettler, Analyst bei der DZ Bank. ‚Erste Schritte hat er kurz nach seinem Wahlsieg ergriffen.‘ So kann er nun die Führung der Notenbank völlig allein ernennen. Die Notenbank fügt sich offenbar widerstandslos. Dies war bereits bei der letzten Zinssitzung vor zwei Wochen zu erkennen. Denn eigentlich wäre eine weitere Zinserhöhung dringend nötig, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Doch die Währungshüter hielten still, und seither stürzt die Lira immer weiter ab.“ (Frank Stocker: „In der Türkei investieren? ‚Nein, danke‘“)