Um dem durch Corona verursachten Wirtschaftseinbruch entgegenzuwirken, senkte die türkische Regierung die Zinsen, was die Verschuldung der Privathaushalte drastisch ansteigen ließ.
Mustafa Sonmez, Al-Monitor
Die geldpolitische Expansionspolitik der türkischen Regierung, die als schnelle Lösung zur Verhinderung größerer wirtschaftlicher Einbrüche eingesetzt wurde, hat zu einer außerordentlichen Verschuldung von Verbrauchern und Unternehmen geführt, die Ankara in Zukunft vor weitere Probleme stellt.
Im vergangenen Jahr wuchs das Kreditvolumen um 40%, da Ankara den Zugang zu Krediten erleichterte, um den wirtschaftlichen Abschwung einzudämmen, der durch die Corona-Pandemie verursacht wurde, die seit 2018 die Wirtschaft in Aufruhr versetzt. Die Kreditausweitung hat die Wirtschaft angekurbelt, aber wie nachhaltig dieser Effekt sein wird, bleibt fraglich – ganz zu schweigen von den schwerwiegenden Nebenwirkungen, die Ankara bereits zu einem Kurswechsel gezwungen haben. (…)
Im März erreichte die COVID-19-Pandemie die Türkei und ließ die Wirtschaft im zweiten Quartal um fast 10% schrumpfen. Die Arbeitslosenquote stieg auf 40 %, wie alternative Berechnungsmethoden errechnet haben, die als realistischer angesehen werden als die offizielle Zählweise, die während der Pandemie einen Rückgang der Arbeitslosenzahlen festgestellt haben will.
Die Regierung bemühte sich, die Wirtschaft im Juni wieder anzukurbeln und drängte auf weitere Zinssenkungen, um den Zugang zu Krediten zu erleichtern. Ein Boom bei Haus– und Autokäufen war das sichtbarste Ergebnis der darauffolgenden privaten Kreditaufnahmen.
Infolgedessen liegt das Kreditvolumen der Türkei heute laut offiziellen Zahlen bei fast 3,7 Billionen Lira (409 Mrd. Euro), ein Anstieg um 40% gegenüber den 2,6 Billionen Lira (287 Mrd. Euro) von Ende 2019. Die Verbraucherpreise sind im gleichen Zeitraum um 12% gestiegen.
(Aus dem Artikel „Mountain of debt growing under the rug in Turkey“ der bei Al-Monitor erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)