Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan besuchte Kuwait, Katar und den Oman, um die Rolle und den Einfluss Ankaras in der Golfregion zu stärken und wirtschaftliche Vorteile zu erzielen.
Zwischen dem 21. und 23. Oktober besuchte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf Einladung der Staatschefs die Golfstaaten Kuwait, Katar und das Sultanat Oman. Nach Angaben der türkischen Präsidentschaftskanzlei umfasste die Reise eine Bewertung der bilateralen Beziehungen in allen ihren Dimensionen sowie Gespräche über Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der bestehenden Zusammenarbeit zwischen Ankara und den drei Hauptstädten am Golf.
Die Reise, die auch Konsultationen zu regionalen Entwicklungen und internationalen Fragen umfasste, fand zu einem äußerst sensiblen Zeitpunkt statt, an dem Ankara versucht, sich diplomatisch neu zu positionieren und seine Präsenz in regionalen Fragen zu stärken, insbesondere was die Entwicklung nach dem Gaza-Krieg anbelangt.
Während die Türkei und Kuwait vier Abkommen in den Bereichen Seeverkehr, Energie, Direktinvestitionen und gegenseitige Anerkennung von Seefahrterzeugnissen schlossen, unterzeichneten Erdogan und Katar eine Absichtserklärung über den Austausch von Fachwissen und die Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen eines strategischen Entwicklungsplans zwischen den beiden Ländern. Auch eine Absichtserklärung über die Zusammenarbeit in der Verteidigungsindustrie wurde unterfertigt.
In Erdogans Reisezeit fielen auch Verhandlungen der Türkei über den Kauf von zwölf gebrauchten europäischen Typhoon-Kampfflugzeugen von den bisherigen Eigentümern Katar und Oman zusammen, um so den dringenden Bedarf der Luftwaffe zu decken, wie eine Quelle gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärte.
Wirtschaftlich setzt die Türkei nun auf Geldflüsse und Direktinvestitionen aus der Golfregion, um ihr Zahlungsbilanzdefizit zu finanzieren, die Devisenreserven der Zentralbank zu stärken, den Druck auf die türkische Lira zu verringern und die Inflation einzudämmen.
Eine umfassendere Strategie
Daher weisen Berichte darauf hin, dass Erdogans Golf-Reise sowohl eine wirtschaftliche Dimension als auch die politische Intention hat, die Präsenz der Türkei in der Golfregion wiederherzustellen. Die Türkei versucht, diese Ziele durch eine Kombination aus Investitionen und diplomatischer Annäherung zu erreichen, zu einer Zeit, in der die Region von miteinander verflochtenen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Herausforderungen geprägt ist.
Der türkische Politologe Jawad Gök betonte, dass Erdogans Golf-Tour darauf abziele, die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu den dortigen Ländern zu stärken, als Teil der umfassenderen türkischen Bemühungen, Ankara als wichtigen Akteur in der Region neu zu positionieren. Durch den Besuch strebe Ankara eine Einigung mit den Hauptstädten der Golfstaaten an, um die politische Koordination zu verbessern, die ihre regionale Rolle unterstützt.
Nach Gök stellen die von Erdogan während der Reise unterzeichneten Abkommen einen wichtigen Schritt für die wirtschaftliche Neupositionierung der Türkei in der Region dar und seien Teil einer umfassenderen Strategie, die regionale Präsenz Ankaras durch starke wirtschaftliche Partnerschaften zu stärken.
Der Politologe Mahmoud Alloush erklärte gegenüber Al Jazeera, dass die politischen und wirtschaftlichen Interaktionen zwischen Ankara und den Golfstaaten seit Beginn dieses Jahrzehnts erheblich an Dynamik gewonnen haben, da die Türkei bemüht ist, sich als zuverlässiger regionaler Partner zu präsentieren in einer Zeit tiefgreifender Veränderungen, durch die sich die politische Geografie der Region neu gestaltet. In dem Zusammenhang habe Erdogan die Reise genutzt, um zu betonen, dass die Türkei ein verlässlicher Partner beim Schutz der Interessen der Golfstaaten, bei der Förderung der Stabilität und beim Ausbau der wirtschaftlichen und handelspolitischen Zusammenarbeit durch neue Abkommen sei, welche die Integration zwischen beiden Seiten unterstützen.
In Bezug auf die Gaza-Frage betonte Alloush, Ankara zähle auf die Rolle des Golfs bei der Finanzierung des Wiederaufbauprozesses, der für die Türkei von großer Bedeutung ist, da sie eine zentrale Rolle bei den Nachkriegsvereinbarungen spielen möchte. Ankara zählte auf der von US-Präsident Donald Trump veranstalteten Konferenz in Sharm el-Sheik zu den Unterzeichnern jenes Dokuments, mit dem der Waffenstillstand im Gazastreifen ratifiziert wurde.






