Sehr geehrte Frau Kromp,
in der Meldungsübersicht der gestrigen ZIB 24 führen Sie in Ihrem Beitrag über das „Demokratiepaket« Erdogans aus: „Der türkische Ministerpräsident Erdogan macht nach monatelangen Protesten Zugeständnisse: [I]m Staatsdienst sollen auch Frauen mit Kopftuch arbeiten dürfen.« Das Verbot, im öffentlichen Raum Kopftuch – und andere religiöse Symbole – zu tragen, war Ausdruck des laizistischen Charakters der türkischen Republik, der in der Verfassung verankert ist. Nun richteten sich die Demonstrationen gegen den autoritären Führungsstil von Ministerpräsident Erdogan nicht zuletzt gegen dessen Versuch, der türkischen Gesellschaft seine islamischen Moralvorstellungen und Werte aufzuzwingen. Insofern ist es etwas verwunderlich, ausgerechnet diese neuerliche Verwischung der Trennung von Staat und Religion als ein „Zugeständnis« an die Protestbewegung zu interpretieren, und nicht etwa als einen weiteren Schritt von Erdogans Islamisierungspolitik.
Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Alexander Gruber
Medienbeobachtungsstelle Naher Osten (MENA)