
„Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan machte bei einer Rede im Rahmen des G20-Gipfels in Osaka eine kontroverse Aussage. Die Rede enthielt eine Passage, in der er das japanische Bildungssystem für seine Geschlechtertrennung an manchen Universitäten lobte. Die 80 Frauen-Universitäten in dem fernöstlichen Land seien ‚eine sehr wichtige Sache‘. Er könne sich ähnliche Schritte auch in der Türkei vorstellen. Nach seiner Rückkehr vom Gipfel unterstrich er in Ankara erneut die Vorzüge eines Bildungssystems mit Geschlechtertrennung nach japanischem Vorbild: Er könne sich eine Geschlechtertrennung auch an türkischen Universitäten gut vorstellen – er hätte den Türkischen Hochschulrat (YÖK) aufgefordert, die nötigen Schritte einzuleiten.
Breite Teile der türkischen Bevölkerung – darunter Frauenrechtlerinnen und Feministinnen – kritisierten die Reform-Idee des türkischen Präsidenten scharf. Viele empfinden es als abwegig, gerade Japan als Vorbild für eine Bildungsreform heranzuziehen. Schließlich gilt Japan nicht gerade als Musterschüler in Fragen der Gleichberechtigung. Nach einem 2018 erschienenen Bericht des Weltwirtschaftsforums – der sich mit der weltweiten Ungleichheit zwischen den Geschlechtern befasst – befindet sich Japan von 149 Ländern auf dem 110. Platz. Die Türkei rangiert sogar noch 20 Plätze dahinter. Fatmagül Berktay, Politikwissenschaftlerin und Expertin für Frauenrechte, erinnert daran, dass Universitäten mit Geschlechtertrennung im 19. Jahrhundert das Ziel verfolgten, Frauen einen breiteren Zugang zu Bildung zu verschaffen. Auch in Japan waren sie zu diesem Zweck gegründet worden. In der heutigen Zeit aber sei Geschlechtertrennung eher ein Akt der Diskriminierung.“ (Bericht der Deutschen Welle: „Erdogan will Geschlechtertrennung an Universitäten“)