Weil Erdogan mit der Zinspolitik seines Zentralbankchefs nicht einverstanden war, entließ er ihn kurzerhand und löste damit einen Einbruch der türkischen Finanzmärkte aus.
Von Daniel Eckert / Holger Zschäpitz, Welt
Zu Wochenbeginn brach das Chaos über die Finanzmärkte des Landes herein. Zu Wochenbeginn gerieten die türkische Währung, die Börse in Istanbul und auch Staatsanleihen des Schwellenlandes massiv unter Druck.
Zeitweise verlor die türkische Lira zum Dollar mehr als 15 Prozent an Wert. 8,47 Lira mussten in der Spitze für einen Dollar bezahlt werden – das war fast ein neuer Negativrekord für die türkische Währung. Der Euro kostete zeitweise fast zehn Lira, ebenfalls nahe am historischen Lira-Tiefstand, der im November erreicht worden war. Der Aktienmarkt stürzte um zehn Prozent ein, und Anleihen verzeichnen einen der größten Renditeanstiege in der Geschichte des Landes – alles Indizien für Kapitalflucht im großen Stil.
Auslöser war eine Entscheidung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Wochenende. In der Nacht zu Samstag hatte der starke Mann der Türkei unerwartet Zentralbankchef Naci Agbal gefeuert. Der hatte am Donnerstag den Leitzins unerwartet kräftig um zwei Prozentpunkte auf 19 Prozent angehoben, um die grassierende Inflation in Schach zu halten.
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