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Erdogan will den Nahen Osten zum Explodieren bringen

Mit Erdogan droht ein NATO-Land dem jüdischen Staat mir einer Militäroperation
Mit Erdogan droht ein NATO-Land dem jüdischen Staat mir einer Militäroperation (© Imago Images / NurPhoto)

Nach dem jüngsten Raketenangriff der Hisbollah auf ein Fußballfeld drusischer Kinder in der Grenzregion zwischen den Golanhöhen, Syrien und dem Libanon droht Erdogan Israel mit einer Militäraktion.

Gerhard Werner Schlicke

Kritiker bestreiten bis heute die Rechtmäßigkeit der israelischen Souveränität über die im Sechstagekrieg 1967 von Israel besetzten und 1981 annektierten Golanhöhen. Es steht außer Frage, dass Israel nach den Erfahrungen des Sechstagekrieges von 1967 und des Yom-Kippur-Krieges von 1973 alleine aus Gründen des Selbstschutzes die Golanhöhen nie wieder an Syrien zurückgeben wird.

Diese strategischen Gründe des Selbstschutzes haben auch die USA im März 2019 dazu bewegt, durch US-Präsident Trump die Golanhöhen als israelisches Staatsgebiet zu proklamieren und damit den Status quo zu zementieren – eine Position, die der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der US, John Kirby, am Montag bekräftigte.

Die Drusen des Golan, Angehörige einer Religionsgemeinschaft, die über und weite Teile des Gebiets, bis nach Syrien und den Libanon erstreckt, haben sich nach anfänglicher Ablehnung der Besatzungsmacht Israel in den vergangenen Jahren – vor allem vor dem Hintergrund des syrischen Bürgerkriegs, der Corona-Epidemie und des Hamas-Massakers vom 7. Oktober – dem israelischen Staat angenähert und beginnen langsam, sich als integraler Teil Israels zu erkennen.

Auch wenn die Hisbollah bisher ihre Urheberschaft zu dem Raketenangriff auf Fußball spielende Kinder abstreitet, so ist doch eindeutig klar, woher die Rakete kam und wer dafür verantwortlich ist. Es ist lediglich taktischer Natur und aus Imagegründen sowie aus Angst vor einer israelischen Reaktion, dass die Hisbollah es jetzt nicht gewesen sein möchte.

Erdogans Großmannssucht

»Ihren letzten Krieg führten Israel und die Hisbollah 2006. Jetzt, rund 20 Jahre später, hätte ein Krieg für beide Seiten noch dramatischere Folgen«, heißt es auf dem deutschen Nachrichtenportal n-tv dazu. Die Hisbollah verfüge über etwa 150.000 Raketen, Drohnen und Marschflugkörper, was das Zehnfache ihres Arsenals im Vergleich zu 2006 ausmacht.

»Jede Stadt und jedes Dorf in Israel ist in Gefahr«, zitiert n-tv die US-Denkfabrik Brookings: »Bei einer Ausweitung dürften auch Irans weitere Verbündete ihre Attacken gegen Israel verstärken, darunter die Huthi-Miliz im Jemen, deren Drohnenangriff in Tel Aviv zuletzt erstmals ein israelisches Todesopfer forderte. Israel reagierte im Jemen erstmals mit direkten Angriffen. Auch mit Ankara wird die Rhetorik schärfer, nachdem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gedroht hatte, die Türkei werde in Israel ›reingehen‹ wie in Berg-Karabach und Libyen. Dass die Türkei tatsächlich ein militärisches Vorgehen gegen Israel in Betracht zieht, wird jedoch gemeinhin bezweifelt.«

Im Nahen Osten heiße es »ein Tag nach dem anderen. Heute müssen wir abwarten, was das Kriegskabinett unter der Führung von Premierminister Netanjahu als nächstes tut. Morgen müssen wir den nächsten Schritt der Hisbollah abwarten«, sagte mir eine Israelin, die wie viele andere mit Sorge in die Zukunft blickt

Die Sorgen der Menschen in Israel vor einem Mehrfrontenkrieg sind mehr als berechtigt, denn würde es Erdogan in seiner neo-osmanischen, imperialistischen Großmannssucht tatsächlich wagen, Israel in einen Krieg zu verwickeln (und sei es nur durch die Entsendung von Militärberatern wie in Libyen), dann würde ein NATO-Mitglied zur Kriegspartei – mit bislang ungeahnten Folgen. Die Türkei als militärischer Koordinator einer vom Iran finanzierten und mit Waffen hochgerüsteten Hisbollah gegen Israel: das wäre nicht nur das Worst-Case-Szenario im Nahen Osten, sondern auch ein lang gehegter Wunschtraum der Teheraner Theokratie und ihrer Islamischen Revolutionsgarden.

Begrüßenswert sind die US-Initiativen zur Entschärfung der Kriegssituation obgleich die USA hier in einer echten Zwickmühle stecken. Sie sind Freund und Schutzmacht Israels, auch wenn es wie unlängst politische und militärische Rückschläge gibt. zugleich stellen die USA auch den Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte und wollen ganz sicher nicht den strategischen Partner Türkei verlieren, oder gar militärisch gegen ihn vorgehen müssen.

Tragisch ist, dass Erdogan diesen Umstand bislang immer wieder geschickt für sich und seine Politik ausgenutzt hat, zum Beispiel in seinem Dauer-Krieg gegen die Kurden im eigenen Land und in Syrien, und dass die USA das dulden mussten.

Bisher eher still agiert das Königreich Saudi-Arabien, das im Nahen Osten die Rolle von den sich stärker in Richtung China orientierenden USA übernehmen und zu einer Ordnungsmacht in der Region werden möchte. Erdogan orientiert sich nach der jahrzehntelangen Hinhaltetaktik der EU immer stärker an Russland und jüngst auch mehr und mehr an Saudi-Arabien, aber natürlich auch weiterhin an den USA; ganz nach dem Motto: Divide et impera!

Premierminister Netanjahu hat für Israel in seiner Rede vor dem Kongress und Senat der USA klar gemacht, dass Israel wie jeder andere Staat dieser Welt das Recht hat, sich zu wehren, seine Bürger zu schützen. Das war an alle adressiert, die die Ergebnisse der vergangenen Krieg gegen Israel vergessen haben – und auch für die, die heute drohen, einen weiteren großen Krieg anzuzetteln, und dabei die Schlagkraft der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) in Frage stellen.

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