Im Mena-Watch-Talk spricht Thomas von der Osten-Sacken, der gerade in Istanbul war und aktuell im Nordirak ist, über die Türkei und Syrien.
Florian Markl spricht mit ihm zuerst über die Demonstrationen in der Türkei nach der Verhaftung des populären Bürgermeisters von Istanbul, Ekrem İmamoğlu. Er galt als aussichtsreicher Gegner des amtierenden Präsidenten, Recep Tayyip Erdoğan, sollte dieser noch ein weiteres Mal antreten, was der aktuellen Verfassung zufolge eigentlich ausgeschlossen wäre.
Erdoğans Vorgehen gegen İmamoğlu erfolge Osten-Sacken zufolge in einer Zeit, in der die regierende AKP zunehmend an Unterstützung verliere, die wirtschaftliche Situation katastrophal sei und insbesondere junge Menschen in der Metropole Istanbul kaum Perspektiven für die Zukunft erkennen könnten. Der AKP gegenüber stehe die oppositionelle CHP İmamoğlus gegenüber, die alles andere als geeint, sondern schwer gespalten sei.
Sodann diskutiert Osten-Sacken die jüngsten Entwicklungen in Syrien, allen voran die neue Übergangsverfassung und die neue Regierung. Die neue Ordnung lege zwar alle Macht dem Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa in die Hände, doch sei sie Ausdruck einander zutiefst widersprechender Positionen. Osten-Sacken vergleicht die Vorgänge in Syrien mit den Diskussionen über eine neue Verfassung im Irak nach dem Sturz Saddam Husseins.
Andere einflussreiche Akteure und die syrische Zivilgesellschaft würden Osten-Sacken zufolge den Versuchen zur Errichtung eines islamischen Herrschaftssystems starken Widerstand entgegensetzen. Eine große Mehrheit der Bevölkerung sei Umfragen zufolge nach wie vor optimistisch, vor allem sei sie aber auch wachsam gegenüber möglichen autoritären Tendenzen.