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Iranischer Atomchef präsentierte neue Zentrifuge – einen Tag vor Explosion in Natanz

Irans Atomchef Salehi zeigt Präsident Rohani ein Modell der neuen IR-9-Zentrifugen
Irans Atomchef Salehi zeigt Präsident Rohani ein Modell der neuen IR-9-Zentrifugen (© Imago Images / ZUMA Wire)

Der Leiter der iranischen Atomenergiebehörde Ali-Akbar Salehi erklärte bei der Präsentation, dass der Iran über eine höhere Anreicherungskapazität verfüge als vor dem Atomdeal.

Nur einen Tag vor jenem „elektrischen Zwischenfall“, der am Sonntag die iranische Nuklearanlage in Natanz außer Betrieb genommen hat, sagte der Leiter der Atomenergie-Organisation des Landes, dass „Jahre vor dem Zeitplan“ eine vollständige Kaskade fortschrittlicher Zentrifugen zur Urananreicherung an diesem Standort in Betrieb genommen worden sei.

Ali-Akbar Salehi sagte dem iranischen Sender Channel 1, dass die Kaskade von 164 IR-6-Zentrifugen erst in sieben bis acht Jahren in Betrieb genommen werden sollte. Der Iran verfüge jetzt über eine Anreicherungskapazität von 16.500 SWU (separative Arbeitseinheiten), verglichen mit 13.000 SWU im Jahr 2013, die vor der Unterzeichnung des Atomabkommens Joint Comprehensive Plan of Action verfügbar gewesen seien.

„Jetzt haben wir 16.500 SWU und die Kapazität wächst ständig. Und das alles ohne den Einsatz jener IR-1-Zentrifugen, die wir im Rahmen des JCPOA demontiert haben. Wenn wir diese hinzufügen würden, würde unsere Kapazität 25.000 SWU übersteigen. Wie auch immer, wir machen langsame und kalkulierte Schritte nach vorne.“

Salehi behauptete, dass die Anlage in Natanz nach der Explosion im vergangenen Sommer wieder voll in Betrieb sei, und fügte hinzu, dass die Anlage bis Ende 2021 tief unter die Erde verlegt werden solle.

„Leider hat der Feind vor etwa 10 Monaten die Halle [in Natanz] gesprengt, in der unsere Zentrifugen montiert sind. Aber wir haben nicht aufgehört. Heute wurde bekannt gegeben, dass wir es geschafft haben, eine Halle zu bauen, um die verlorene zu ersetzen.

Das ist natürlich nur vorübergehend. Derzeit arbeiten wir rund um die Uhr daran, alle unsere empfindlichen Hallen in das Herz des Berges bei Natanz zu verlegen. Wir hoffen, dass diese Hallen im Herzen des Berges bis zum nächsten Jahr fertig sein werden, so dass wir diese Einrichtungen dorthin verlegen können.

Was die Anreicherung betrifft, kann ich Ihnen sagen, dass der Iran die technologische Schwelle erreicht hat und wir keine Probleme mehr haben. Wir konstruieren unsere eigenen [Zentrifugen] und brauchen kein Reverse Engineering mehr.“

Salehi verriet auch Details zu Irans neuer Zentrifuge IR-9. Die IR-9, sagte er,

„ist etwa 5 Meter lang. Sie ist ein echtes Monster. Sie hat einen riesigen Durchmesser und ist sehr groß. Sie besitz fünf Bälge. Man kann keinen 5-Meter-Rotor bauen, weil er Probleme verursachen könnte, sobald er anfängt zu rotieren. Die Rotoren sind in Teile unterteilt, die miteinander verbunden sind. Die Teile, die die Rotoren verbinden, nennt man Faltenbälge. Diese Zentrifuge hat also fünf Faltenbälge.

Was machen wir also? Um diese Zentrifuge zu testen, machen unsere Ingenieure das zunächst mit einem unterkritischen Rtor. Dann installieren sie zwei Rotoren, einen über den anderen, und so weiter. Es dauert 10 Jahre, um alle diese Phasen zu durchlaufen und die IR-9-Zentrifugen in die industrielle Produktion zu bringen.

Heute haben wir die subkritischen und die Ein-Balg-Zentrifugen vorgestellt. Die 5-Faltenbalg-Zentrifuge haben wir bereits gebaut und in Betrieb genommen, aber wir müssen mit der No-Bellow-Phase beginnen und in den natürlichen technischen Phasen fortfahren.“

Der Iran könne innerhalb von zwei oder drei Jahren 190.000 SWU erreichen, indem er nur IR-6-Zentrifugen verwende, sagte Salehi, wolle dies aber nicht und ziehe es vor, in einem Tempo des „natürlichen Wachstums“ fortzufahren.

(Der Artikel „A day before Natanz blast, Iran nuclear chief says centrifuges activated years ahead of plan“ ist zuerst beim Jewish News Syndicate erschienen. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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