Der Krieg ist zwar noch lange nicht vorbei, denn Syrisch Kurdistan im Osten des Landes und die von Aufständischen gehaltene Provinz Idlib entziehen sich weiterhin der Kontrolle des Regimes. Angesichts der katastrophalen Verheerungen könnte sich jeder Sieg zudem als Pyrrhussieg erweisen. Dennoch scheint jetzt klar, dass weiterhin mit Assad gerechnet werden muss. Im Gegensatz zu Barack Obama, Nicolas Sarkozy und David Cameron, jenen westlichen Spitzenpolitikern, die einst damit rechneten, er werde ‚in wenigen Monaten‘ gestürzt, befindet Assad sich weiterhin im Amt. (…)
Von außen sieht Assads Sieg kaum wie ein Sieg aus. Er ist der König der Asche und von seinem Präsidentenpalast aus überblickt er ein verwüstetes Land. Weite Teile des Landes muss er erst noch zurückerobern. Zudem ist er mit Terrorangriffen dschihadistischer Schläferzellen konfrontiert. Er muss eine schwer verschuldete und strauchelnde Wirtschaft mit einer geschrumpften Bevölkerung wiederaufbauen, der viele ihrer technischen und intellektuellen Fähigkeiten abhandengekommen sind. Er ist von zwei mächtigen ausländischen Verbündeten, Russland und dem Iran, abhängig. Sie haben sich in den staatlichen Institutionen und der Wirtschaft eingenistet und genießen enormen Einfluss. Er muss Millionen regimetreuer Syrer zufriedenstellen, die ihr Blut und Vermögen geopfert haben, um ihn auf dem Thron zu halten.
Doch planen Assad und sein engster Kreis langfristig und ihnen dürften diese Herausforderungen bewältigbar erscheinen, selbst wenn sie Jahrzehnte in Anspruch nehmen sollten. Für sie ging es in dem Krieg ums Überleben und in diesem Sinne haben sie gewonnen. Gepaart mit der entscheidenden (absichtlichen und unabsichtlichen) Unterstützung aus dem Ausland hat ihr eigener Zynismus und ihre Skrupellosigkeit es ihnen gestattet, an der Macht zu bleiben. Ihr Vorgehen war brutal und unmenschlich, doch aus ihrer Perspektive hat es sich ausgezahlt. Das ist eine erschreckende aber nützliche Lehre für andere Diktatoren.“ (Christopher Phillips: „The World Abetted Assad’s Victory in Syria“)