„Wenn der israelische Premierminister früher versprochen hätte, die Souveränität Israels über das Jordantal im besetzten Westjordanland auszuweiten, hätte die einseitige Erklärung in der gesamten arabischen Welt Empörung ausgelöst. Doch nicht heute.
Die gedämpfte Reaktion auf das Wahlversprechen von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Dienstag hatte viele Gründe: Es wurde als später Wahlaufruf Netanjahus an die rechten Wähler gewertet. Israel hat das betreffende Territorium bereits de facto unter Kontrolle und die palästinensische Sache erregt nicht mehr wie früher die Leidenschaft in der Region. (…) Netanjahus Erklärung erfolgte, nachdem strategische Veränderungen im Nahen Osten die palästinensische Sache auf die unteren Plätze der Prioritätenliste vieler arabischer Führer und ihrer Völker gedrängt haben.
Auch folgte sie der Zustimmung von Präsident Trump zu einer Reihe von einseitigen Schritten Israels in Richtung anderer umstrittener Gebiete. In der gesamten Region sind arabische Staaten wie Ägypten, Syrien, der Jemen und der Irak immer noch von den Folgen der Aufstände des Arabischen Frühlings und des Kampfes gegen den Islamischen Staat betroffen, sodass sie sich mehr auf interne Fragen konzentrieren. Die Monarchien am Persischen Golf, wie Saudi-Arabien, die einst die Palästinenser entschieden unterstützten, sorgen sich jetzt mehr um den regionalen Einfluss des Iran, ein Anliegen, das sie mit Israel verbindet.
Diese Veränderungen haben die Palästinenser mit weniger arabischen Verbündeten zurückgelassen, die bereit sind, sich für ihre Sache einzusetzen.“ (Ben Hubbard, New York Times: „Little Outrage in Arab World Over Netanyahu’s Vow to Annex West Bank“)