Nach dem Waffenstillstand mit Israel, hat die Terrororganisation Hamas eine mörderische Kampagne in Gaza gestartet, um interne Rivalen zu eliminieren.
Yaakov Lappin
Nach dem Waffenstillstandsabkommen, in dessen Folge die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) neue Verteidigungslinien im Gazastreifen bezogen haben, hat die Hamas eine brutale Kampagne gestartet, um ihre Kontrolle über die von ihr gehaltenen Teile des Gazastreifens, darunter das Zentrum von Gaza-Stadt, wiederherzustellen.
Diese Bemühungen umfassen die rücksichtslose Unterdrückung abweichender Meinungen und haben zu heftigen Feuergefechten mit bewaffneten Clans aus Gaza und zu einer Welle von Hinrichtungen geführt. Die Aktionen der Hamas signalisieren eine ausdrückliche Ablehnung der Demilitarisierungsklauseln des von US-Präsident Donald Trump vorgelegten Abkommens und der darin festgehaltenen Absicht einer zukünftigen Regierung, die frei vom Einfluss der Terrororganisation ist.
Amit Assa, ein ehemaliges hochrangiges Mitglied des israelischen Sicherheitsdienstes Shin Bet erklärte, die Kontrolle der Hamas in den Gebieten, aus denen sich die IDF zurückgezogen hat, »ist nach wie vor uneingeschränkt. Es gibt keine lokale Kraft, die sich ihnen entgegenstellen kann, und jede internationale Truppe, die ein Mandat zur Intervention erhält, wird mit erheblichen Sicherheitsherausforderungen konfrontiert sein.«
Assa führte die jüngsten Erklärungen der Hamas-Führung als Beweis dafür an, dass die Gruppe nicht die Absicht habe, sich an den Geist oder den Wortlaut des Waffenstillstands zu halten. »Die Aussagen von Khalil al-Hayya, der erklärt, die Hamas werde ihre Macht weiter stärken und festigen, da sich ihre Vision nicht geändert hat und die Zerstörung des Staates Israel weiterhin ihr Ziel ist, beweist nur, dass die Terrorgruppe mit den Bedingungen Trumps in dem Abkommen, wonach die Organisation entwaffnet werden muss, nicht einverstanden ist.«
Die Ablehnung des Trump-Plans und das gewalttätige Verhalten der Hamas vor Ort in Gaza »werden zu einem weiteren politischen Versuch führen, der Hamas die Bedingungen aufzuerlegen«. Es stehe aber zu erwarten, dass ihre fortgesetzte »Ablehnung eine neue Phase des Krieges einläuten wird, die zur vollständigen Kapitulation der Hamas mit Unterstützung der Trump-Regierung führen wird«, schätzt Assa die zukünftige Entwicklung ein.
Die gegen die Hamas auftretenden Milizen in den Gebieten unter israelischer Militärkontrolle werden weiterhin das Leben der Bewohner in diesen Gebieten des Gazastreifens kontrollieren und die Infrastruktur für den Plan der Etablierung von »Emiraten« unter der Führung lokaler Clans im Gazastreifen bilden, meinte der ehemalige Shin-Bet-Beamte.
Am vergangenen Dienstag sagte US-Präsident Donald Trump noch, die Hamas habe »ein paar sehr üble Banden ausgeschaltet«, was ihn »ehrlich gesagt nicht sonderlich gestört« habe. Zugleich hielt er fest, dass die Hamas »entwaffnet werden wird«. Die Terrororganisation »weiß, dass ich keine Spielchen spiele … und wenn sie nicht selbst entwaffnet, werden wir sie entwaffnen, und das wird schnell und vielleicht gewaltsam geschehen, aber sie werden entwaffnet werden«, sagte er zwei Tage später.
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— Hamza (@HowidyHamza) October 17, 2025
Bürgerkrieg
Der leitende wissenschaftliche Mitarbeiter am Begin-Sadat-Zentrum für Strategische Studien der Bar-Ilan-Universität Shaul Bartal, der zuvor in verschiedenen Sicherheitsfunktionen in der Westbank tätig war, bezeichnete die internen Kämpfe als eine Form des palästinensischen Bürgerkriegs. »Wir erleben eine Art Bürgerkrieg, in dem jeder, der nicht mit der Hamas übereinstimmt, sofort als ›Unterstützer der Besatzung‹ bezeichnet wird. Dieser Bürgerkrieg, in dem etwa Naim Naim, der Sohn des hochrangigen Hamas-Mitglieds Bassem Naim getötet wurde, ist eine Etappe in der Rückkehr der Hamas an die Macht.«
Bartal merkte an, dass die weit verbreitete Kritik der Bevölkerung an der Hamas aufgrund der immensen Zerstörung durch den Krieg im Gazastreifen die Bemühungen der Gruppe erschweren werde, ihre Autorität wiederherzustellen. »Vor Ort wird dies für die Hamas zu Schwierigkeiten bei der Durchsetzung ihrer Herrschaft führen. Es ist möglich, dass Israel dies fördert, aber es gibt keine offizielle Bestätigung dafür.«
Der Wissenschaftler identifizierte als die wichtigsten oppositionellen Familien, die an den Kämpfen beteiligt sind, die Clans Dughmush, Abu Samra und Abu Warda. Die von Israel unterstützte Abu-Shabab-Miliz soll weiterhin im südlichen Gazastreifen in Gebieten unter IDF-Kontrolle operieren.
Bartal sagte, dass in Gaza eine Regierung aus Technokraten gebildet werden soll, die »von Katar, der Türkei und den Golfstaaten überwacht wird, da nur so die Gelder für den Wiederaufbau transferiert werden können“« In diesem Szenario hätte die Palästinensische Autonomiebehörde eine nominelle Präsenz, die es ihrem Führer Mahmoud Abbas ermöglichen würde, zu behaupten, dass Gaza weiterhin zu seinem Herrschaftsbereich gehöre, »aber in der Praxis würde ohne die Zustimmung der Hamas nichts vorangehen«.
Hamas-Einheiten haben seit Beginn der Waffenruhe mit Israel Dutzende von Clanmitgliedern in Gaza ermordet. Den internationalen Medienberichten zufolge konzentrieren sich die Zusammenstöße auf Dschabaliya im Norden Gazas und Deir al-Balah im zentralen Teil des Gazastreifens. Hamas-Quellen haben eine weitreichende »Sicherheitsoperation« angekündigt, um »Kollaborateure Israels auszurotten«, die sich gegen mächtige oppositionelle Clans richtet. Die blutige Kampagne, die von der Hamas als »Säuberung vor der Befreiung« bezeichnet wirde, umfasst öffentliche Hinrichtungen in Gaza-Stadt, oft vor jubelnder Menge.
Besonders intensiv waren die Kämpfe im Stadtteil Sabra in Gaza-Stadt zwischen den Sicherheitskräften der Hamas und dem Dughmush-Clan. Al Jazeera und lokale Medien berichteten, dass die Sicherheitskräfte der Hamas behaupteten, die Kontrolle über die Miliz des Clans übernommen zu haben, wobei sie etwa sechzig bewaffnete Männer festnahmen und mehr als fünfzig weitere töteten, während sie selbst mindestens ein Dutzend Opfer zu beklagen hatten.
Die Gewalt forderte prominente Opfer, darunter Saleh al-Jafarawi, einen bekannten Social-Media-Aktivisten aus Gaza, der Propaganda für die Hamas produzierte und das Massaker vom 7. Oktober 2023 feierte. Al-Jafarawi soll während der Kämpfe erschossen worden sein.
Yaakov Lappin ist Korrespondent und Analyst für militärische Angelegenheiten in Israel, hausinterner Analyst am MirYam-Institut, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Alma-Forschungs- und Bildungszentrum und am Begin-Sadat-Zentrum für strategische Studien an der Bar-Ilan-Universität sowie Autor von Virtual Caliphate – Exposing the Islamist State on the Internet. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)






