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Ein Syrien-Gipfel ganz ohne Syrer und ein unliebsamer Juniorpartner

Von Thomas von der Osten-Sacken

Ein Syrien-Gipfel ganz ohne Syrer und ein unliebsamer JuniorpartnerDer türkische Präsident, der jüngst zum Syrien-Gipfel in Ankara lud – an dem zwar keine Syrer, wohl aber seine Amtskollegen Putin und Rohani teilnahmen – hatte sich die künftige Aufteilung Syriens unter den vermeintlichen Siegern wohl etwas anders vorgestellt. Aber so ist es, wenn man nur Juniorpartner in einem solchen Trio ist und spät die Seiten gewechselt hat. Jahrelang versuchte Erdogan, sich zum Paten der syrischen Opposition aufzuschwingen, forderte laut einen Sturz Bashar al Assads, mit dem er eigentlich bis 2011 recht gut konnte, und unterstützte, wo immer möglich, Rebellen, die den Muslimbrüdern nahe stehen.

Erdogans Traum bestand wohl lange darin, dass im südlichen Nachbarland mit seiner Unterstützung sunnitisch-islamische Gruppen die Macht übernähmen und die ehemals osmanische Provinz Syrien sich dann in eine Art Protektorat der Türkei verwandele. Gehofft hatte er dabei auf Unterstützung aus den USA und Europa. Das alles funktionierte bekanntermaßen nicht und als Erdogan merkte, dass weder die USA noch Europa irgend ein Interesse daran hatten, sich mit dem Iran oder Russland, den beiden Schutzmächten Assads, anzulegen, versuchte er 2016 irgendwie die Seiten zu wechseln und sich vor allem Putin anzunähern.

Beide schienen mit iranischer Zustimmung zu einer Art Deal gekommen zu sein: Die Türkei erhält Nordwestsyrien inklusive des Kantons Afrin sozusagen als Protektorat, dafür entzieht sie den Rebellen in Damaskus, Aleppo und anderen Gebieten in Syrien ihre Unterstützung.  Entsprechend schaute die türkische Regierung zu, wie erst Ostaleppo, dann die Ghoutas von syrischen Truppen und ihren Verbündeten zurück erobert wurden.

Nur scheint Erdogan seine Rolle da etwas überschätzt zu haben, als er siegessicher neben Rohani und Putin vor die Kameras trat, nachdem die Türkei erklärt hatte, sie wolle auch langfristig in Afrin bleiben. Eine Reaktion aus Moskau folgte auf dem Fuße:

„Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat erklärt, Russland erwarte von der Türkei, dass es die strategisch bedeutsame, bis vor kurzem von den Volksverteidigungseinheiten (YPG) gehaltene nordsyrische Stadt Afrin an die syrische Regierung übergibt. (…) Bei einem Gespräch mit Journalisten erklärte Lawrow am 9. April, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan habe ‚nie gesagt, dass die Türkei Afrin besetzen will‘. Russland erwarte jetzt von der Türkei, dass sie die Gegend der Kontrolle der syrischen Regierung unterstelle.“

In Moskau und Teheran nämlich war man auf die Türkei angewiesen, um einerseits gemeinsam die USA weiter aus Syrien zu verdrängen, andererseits die verbliebenen von Rebellen kontrollierten Gebiete zu erobern. An einer langfristigen Präsenz der Türkei dagegen hat man keinerlei Interesse. Erdogan ist und bleibt der unliebsame Juniorpartner, den man duldet, dem man zugleich aber zutiefst misstraut. Wenn ihm aus Moskau nun erklärt wird, dass er Afrin zu räumen und Assad zu übergeben habe, dürfte diese Äußerung eine erste klare Warnung sein, der weitere folgen werden. Auf Unterstützung aus den USA oder Europa kann die Türkei nicht hoffen, zu sehr hat Erdogan diese Beziehung vergiftet – unter anderem auch, um sich als verlässlicher Bündnispartner der Achse Moskau-Teheran zu inszenieren.

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