Von Florian Markl

„Der Islam ist die Religion der Gnade und der Zivilisation“. Das ist jedenfalls ein Teil der Botschaft, die Sayed Ali Mousavi dem übermorgen im kanadischen Montreal beginnenden Weltsozialforum 2016 übermitteln wollte. Der andere Teil des von ihm und seinem „Zentrum für religiösen Dialog und friedliche Koexistenz“ geplanten Konferenzbeitrags sollte sich den von Mousavi ausgemachten Feinden widmen: „Sie“, die im Dienste der „Islamophobie“ zusammenarbeiteten, um die „islamische Spiritualität zu dämonisieren“; „sie“, die „palästinensische Freiheitskämpfer“ beschuldigten, Terroristen zu sein; „sie“, die die „Verbrechen des fundamentalistischen Regimes in Israel legitimieren“. Hätte Mousavi es dabei belassen, wäre er am Weltsozialforum vermutlich freundlich empfangen worden. Doch seine Ankündigung identifizierte noch eine weitere Feindgruppe: „Sie sind Söldner der Saudis im Dienste des Welt-Zionismus-Kapitalismus“.
Diese offen antisemitische Wahnvorstellung, die Mousavis Beitrag zum „Kampf gegen Rassismus, Xenophobie, Patriarchat und Fundamentalismus“ hätte sein sollen und mit einer (mittlerweile entfernten) entsprechend antisemitischen Karikatur bebildert worden war, ging dann offenbar selbst dem Weltsozialforum zu weit. Diffamierungen des jüdischen Staates gehören dort zwar zum guten Ton, aber die explizite Zurschaustellung delirierenden Judenhasses hätte das Potenzial gehabt, das vermeintlich über jeden Antisemitismus erhabene Mäntelchen der ‚Israelkritik‘ zu beschmutzen. Per E-Mail wurde Mousavi somit unmittelbar vor Konferenzbeginn unterrichtet, dass sein Beitrag den Grundsätzen des Weltsozialforums widerspreche und deswegen aus dem Programm genommen werde. Gerade noch rechtzeitig muss jemandem aufgefallen sein, woran bis dahin offenbar niemand Anstoß genommen hatte.
Enttäuscht darüber, die Konferenz nicht mit seinem Beitrag über „Terrorizm [sic!], Wahhabism, Zionism“ und den „Welt-Zionismus-Kapitalismus“ bereichern zu dürfen, beschwerte sich Mousavi: „Das Weltsozialforum wird von israelischen Panzern und saudischen Petro-Dollars besetzt“.