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Ein Schuljahr im Zeichen von Corona beginnt

Für die meisten Kinder in Israel startete am 1. September das neue Schuljahr
Für die meisten Kinder in Israel startete am 1. September das neue Schuljahr (© Imago Images / Xinhua)

In Israel besteht die Befürchtung, dass der vorgesehene Online-Unterricht, bestehende soziale Ungleichheiten verstärken könnte.

Am ersten September starteten 2,5 Millionen Kinder das neue Schuljahr in Israel. Moshe Lion, der Bürgermeister von Jerusalem, begrüßte die Kinder der ersten Volksschulklassen der Tali Geulim Schule mit Ellenbogenschlägen und unterhielt sich mit den Eltern. Die Wände der Schule waren mit Zeichnungen der Kinder geschmückt, die Menschen mit Gesichtsmasken zeigen. Kurzum: Es ist der Beginn eines interessanten Jahres.

Nach langen Diskussionen des Corona-Virus-Kabinetts, wurde vorerst beschlossen, alle Schulen in Israel zu eröffnen. In der Nacht vor dem ersten Schultag wurde jedoch kurzfristig bekanntgegeben, dass Schulen in roten Zonen geschlossen bleiben. Während sich Bildungsminister Yoav Gallant dagegen aussprach, warnte der Corona-Projektmanager der Regierung Ronni Gamzu, dass die Öffnung eine starke Verbreitung des Virus nicht nur in den roten, sondern auch in den benachbarten Regionen bedeuten könnte. Gamzu hatte bereits zuvor erklärt, er würde alles dafür tun, dass jene Schulen geschlossen bleiben.

Alle anderen Schulen wurden auf den Beginn des Jahres vorbereitet. Im Zuge dessen sollen 30 Millionen Schekel investiert werden, um Schutzmaßnahmen für Lehrende in Kindergärten und Grundschulen zur Verfügung zu stellen. Die Böden der Schulen wurden mit Hinweisen versehen, einen Abstand von zwei Metern zu halten. Außerdem muss täglich eine Applikation ausgefüllt werden, die einen guten Gesundheitszustand der Schüler und Lehrenden garantiert Das System brach aufgrund von Überbelastung jedoch bereits am Dienstagmorgen zusammen.

Ungleiche Bedingungen

Die Klassen finden, nach dem sogenannten „Safe Learning Plan“ des Bildungsministeriums, statt. Kindergärten operieren wie üblich und auch die ersten beiden Schuljahrgänge werden demnach in vollen Klassenräumen abgehalten. Für den dritten und vierten Jahrgang hingegen werden Kleingruppen eingerichtet und die Jahrgänge fünf bis 12 werden online unterrichtet.

Kritiker befürchten nun, dass durch das Online-Lernen eine soziale Spaltung entstehen könnte. Nicht jede Familie besitzt einen Computer, und nicht alle Eltern können das Lernen ihrer Kinder gleichermaßen unterstützend begleiten. Dem zentralen Statistikbüro zufolge sind 11% der jüdischen und 29% der arabischen Haushalte nicht im Besitz eines Computers. Das Bildungsministerium plant zwar, die fehlenden Computer zur Verfügung zu stellen, dies kann jedoch nicht schon diese Woche gewährleistet werden.

In manchen Regionen Israels gibt es häufig Stromausfälle oder nicht immer Elektrizität, was ein weiteres Problem darstellt. Im vergangenen Schuljahr gingen viele Schüler in Fast Food Restaurants oder Shoppingcenter mit W-Lan, um von dort aus zu lernen. Einige gaben komplett auf.

Schulen in roten Zonen bleiben vorerst geschlossen

Wie erwähnt wurde montagabends in letzter Minute die Entscheidung getroffen, dass Schulen in roten Zonen geschlossen bleiben. Es handelt sich dabei um 23 Städte in Israel, die als rote Städte eingestuft wurden. So blieben am Dienstagmorgen 332 Schulen und 716 Kindergärten geschlossen.

Die Schulen einer zur roten Zone erklärten Siedlung im Westjordanland, Beitar Illit, öffneten am Dienstag dennoch. Die Stadtregierung soll, den Eltern zufolge, eine Nachricht ausgeschickt haben, die besagte, dass die Schulen wie üblich um neun Uhr öffnen werden. Kurz nach Schulbeginn mussten die Eltern ihre Kinder wieder abholen kommen und die Stadtregierung bestreitet nun, dass die Schule überhaupt geöffnet gewesen sei.

Die Schulen sollen vorerst bis Donnerstag geschlossen bleiben, am Freitag trifft sich das Kabinett, um über weitere Maßnahmen zu verhandeln. Viele Eltern reagierten verärgert auf die Schließung der Schulen und erklärten, ihre Kinder könnten ohne Anwesenheit der berufstätigen Eltern nicht alleine zu Hause lernen.

Eine Schule in Gan Yavne, eine in Bat Yam und eine orthodoxe Mädchen-Schule in Jerusalem, die eigentlich nicht in einer der roten Zonen liegen, blieben ebenfalls geschlossen, da Lehrer positiv getestet worden waren.

Vergangenen Montag kam es in Israel mit 2180 vom Gesundheitsministerium bestätigten Fällen zu einer Rekordzahl an täglich positiv getesteten Corona-Patienten. Insgesamt sind in Israel bisher 946 Patienten verstorben.

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