Bei Gedenkfeiern in der israelischen Gemeinde Alumim wurde der gefallenen thailändischen und nepalesischen studentischen Hilfskräfte gedacht, die oft übersehen werden.
Canaan Lidor
Die lokalen Medien haben die Ereignisse, die sich im Kibbuz Aumim am 7. Oktober 2023 abspielten, oft als »Wunder« bezeichnet. Dort hielt eine Handvoll Verteidiger Dutzende bewaffnete Terroristen davon ab, das Wohngebiet ihrer kleinen Gemeinde zu erreichen, in dem sich Dutzende Kinder und Frauen versteckt hielten. Keines der Mitglieder dieses religiösen Kibbuz kam ums Leben, und der Kibbuz selbst blieb von der Zerstörung verschont, die über die benachbarten Gemeinden Be’eri, Kfar Aza und Nahal Oz hereinbrach.
Und dennoch kam es in Alumim zu einem Massaker: Am Rande des Kibbuz ermordeten die Terroristen aus dem Gazastreifen 22 von 24 thailändischen und nepalesischen studentischen Arbeitern, deren tragische Schicksale in den Hintergrund gerückt sind. Im vergangenen Monat wurde jedoch genau dieser Menschen von Alumim gedacht. Nirgendwo sonst wurden am 7. Oktober 2023 in Israel mehr Ausländer ermordet als hier.
Dutzende Mitarbeiter des in New Jersey ansässigen Finanzdienstleistungsunternehmens Cross River besuchten am 13. Februar den Kibbuz, wo sie und die Kibbuzmitglieder Kerzen zum Gedenken an die zehn nepalesischen und zwölf thailändischen Opfer des Anschlags entzündeten. In Anerkennung seines in Nepal geborenen Mitarbeiters Pravesh Jiral hatte der Generaldirektor von Cross River, Gilles Gade, Alumim in das Besuchsprogramm seiner Delegation aufgenommen, welche die Orte des Angriffs vom 7. Oktober im Süden Israels besuchte.
Jiral zündete gemeinsam mit seinen Kollegen Gedenkkerzen für die Opfer an und erzählte einiges aus den Lebensgeschichten der Opfer. »Ihre Träume wurden in einem Moment des Schreckens zerstört. Aber heute, da wir diese Kerzen anzünden, sorgen wir dafür, dass ihr Licht nicht erlischt. Ihr Andenken wird in den Herzen ihrer Familien, im Geist unserer beiden Nationen und in unserem gemeinsamen Engagement für Frieden und Widerstandsfähigkeit weiterleben«, sagte er.

Engagierte Studenten
Nicht nur die Opfer von Alumim werden oft als ausländische Arbeitskräfte bezeichnet, tatsächlich sind sie ausländische Studenten, erklärte Miriam Marcus, eines der Mitglieder des Kibbuz Alumim, der Delegation aus Cross River. Diese Studenten »nehmen an einem Programm teil, das international über Universitäten in Thailand oder Nepal durchgeführt wird, und sie erhalten Stipendien für ihr Studium hier«, sagte sie. Während die Studenten »anständige Löhne erhalten, sind sie hier, um sich in der Landwirtschaft ausbilden zu lassen und zu lernen, wie sie ihr Land verbessern können«.
Einer der nepalesischen Auslandsstudenten von Alumim, der 23-jährige Bipin Joshi, ist unter den Geiseln, die noch immer von der Hamas und anderen Terroristen im Gazastreifen festgehalten werden. Die thailändischen Geiseln wurden mittlerweile freigelassen und sind in ihre Heimat zurückgekehrt.
Überwachungskameras in Alumim lieferten detaillierte Aufnahmen des Angriffs der Terroristen auf den Kibbuz. Sie überquerten die Grenze auf Motorrädern und stießen beim Eindringen in den Kibbuz auf Schwierigkeiten, was zum Teil der schnellen Reaktion der Verteidiger zu verdanken war.
Auf der Hauptstraße außerhalb des Kibbuz wurde ein mit einem großen Propantank präparierter Pick-up der Hamas von israelischen Truppen gerammt, der möglicherweise als improvisierte Bombe nach Alumim gebracht werden sollte. Doch auch ohne ihn verursachten die Terroristen bereits immensen Schaden: Sie zündeten Scheunen an, töteten Kühe und zerstörten Ausrüstung, bevor sie die Unterkünfte der Ausländer am Rande des Kibbuz erreichten.
Dort trieben die Terroristen 22 der 24 Ausländer zusammen und erschossen sie in einem Gebäude, das sie anschließend in Brand steckten. Die beiden Überlebenden versteckten sich vor den Angreifern. Bemerkenswerterweise kehrten beide, Jakkrit Noiphoothorn aus Thailand und Birendra Chaudhary aus Nepal, nach Alumim zurück, nachdem sie in ihre Heimatländer ausgeflogen worden waren. Sie sind in Besitz eines fünfjährigen Visums für Israel und entschlossen, ihr Ausbildungsprogramm abzuschließen.
Miriam Marcus erinnerte sich an die panischen Anrufe der thailändischen Studenten am 7. Oktober bei ihrem Ehemann Stevie. »Sie riefen ihn und fragten: ›Mr. Stevie, was sollen wir tun, was sollen wir tun?‹ Aber wir wussten [noch] nicht, was los war«, erinnerte sich Marcus. Es ist »unglaublich bewegend, dass sie sich am Wiederaufbau von Alumim beteiligen wollen und sie sich hier wohl fühlen. Das zeigt, wie tief die Bindungen sind, die hier entstehen.« Stevie Marcus verstarb zwei Monate nach dem Angriff an einem Herzstillstand. Das Verteidigungsministerium hat seinen Tod als Folge des Traumas und der Erschöpfung vom 7. Oktober 2023 anerkannt.

Alumim und sein Regionalrat veranstalteten mehrere Gedenkfeiern für die ausländischen Opfer, an denen thailändische und nepalesische Diplomaten sowie Überlebende des Angriffs teilnahmen.
Die Scheune und die Wohnräume, welche die Terroristen in Brand gesteckt hatten, wurden abgerissen, eine verkohlte Wand jedoch stehengelassen – jene zum Gazastreifen hin, dessen ausgebombte Gebäude von Alumim aus sichtbar sind. An dieser Wand hängen nepalesische und thailändische Flaggen, die an die Tragödie erinnern.
In den Tagen unmittelbar nach dem Angriff war das Gebäude ein erschütterndes Zeugnis der Brutalität der Terroristen. Die Wände waren mit Blut bespritzt, auch hinter einem Stapel Reissäcke, den die Bewohner möglicherweise zum Schutz vor Handgranaten aufgetürmt hatten.
Alumim gehörte zu den ersten evakuierten Gemeinden, deren Mitglieder nach dem Massaker zurückkehrten. Unbeeindruckt von dem, was dort geschehen war, sind auch neue ausländische Studenten aus Nepal und Thailand nach Alumim gezogen und helfen gemeinsam mit Chaudhary und Noiphoothorn beim Wiederaufbau. Die Neuankömmlinge pflegen das kleine Gemüsebeet und den Kräutergarten, den ihre ermordeten Landsleute um ihre Wohnräume herum angelegt hatten.
Gilles Gade von Cross River und langjähriger Freiwilliger beim israelischen Rettungsdienst Magen David Adom (MDA) kennt die Bemühungen zur Wiederherstellung der verwüsteten Region Tekuma aus erster Hand. In den ersten sechs Monaten des Kriegs nach dem 7. Oktober 2023 half sein in New Jersey ansässiges Unternehmen, das 170 Mitarbeiter in Israel beschäftigt, bei der Beschaffung und dem Versand von medizinischer Ausrüstung für Krankenhäuser, den MDA und andere Institutionen. Das Unternehmen hat außerdem fast hundert seiner in den USA ansässigen Mitarbeiter zu Missionen nach Israel geschickt.
»Wir sind der Meinung, dass jeder Mitarbeiter von Cross River mit den Gräueltaten vom 7. Oktober konfrontiert werden sollte, um Gleichgültigkeit und Unwissenheit zu bekämpfen und um das Böse der Hamas zu bezeugen. Wir stehen an der Seite unserer israelischen Kollegen und bieten Unterstützung, Mitgefühl und Stärke. Diese Missionen sind ein Beweis für unser Engagement für den Wiederaufbau Israels, da wir aus erster Hand Zeuge seiner unerschütterlichen Widerstandsfähigkeit werden, trotz der Gleichgültigkeit der Welt«, so Gade gegenüber dem Jewish News Syndicate.
Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)