„Wer in der türkischen Stadt Kütahya heiratet, bekommt von der Ortsverwaltung eine kleine Aufmerksamkeit: eine rosafarbene Broschüre mit einer Rose auf dem Cover, darüber ein weißes Herz, Titel ‚Ehe und Familienleben‘. Das Werk soll es Braut und Bräutigam leichter machen, sich im Irrgarten der Ehe zurechtzufinden – es ist ja mitunter alles nicht so einfach. Allerdings sind die Ratschläge in dieser Broschüre so hanebüchen, dass sie eine Debatte im Land ausgelöst haben.
In dem Ratgeber findet sich zum Beispiel der Hinweis an die Gattin: ‚Wenn du als Ehefrau beim Sex sprichst, wird dein Kind stottern.‘ Oder ein eher allgemein gehaltener, wenn auch zu spät kommender Tipp für den Mann, denn die Eheschließung hat ja schon stattgefunden, wenn er das Schriftwerk in der Hand hält: ‚Heiratet gebärfreudige, liebenswürdige Frauen, aber sie sollen Jungfrauen sein.‘ (…) Das Pamphlet legitimiert zudem Gewalt gegen Frauen: ‚Eine Frau, die sich nicht für ihren Mann zurechtmacht, ihrem Mann als Herren im Hause nicht gehorsam ist, kann geschlagen werden‘, steht dort geschrieben. ‚Manchmal sind ein, zwei Schläge ganz nützlich, das wirkt wie Medizin. Der Ehefrau wird so in Erinnerung gerufen, wer das Sagen im Haus hat.‘“ (Hasanim Kazim: „Türkische Ehebroschüre. ‚Wenn du als Ehefrau beim Sex sprichst, wird dein Kind stottern‘“)