Wie der Iran von Syrien aus den Judenstaat bedroht

Wie der Iran von Syrien aus den Judenstaat bedroht„Doch haben die Auseinandersetzungen jenes Tages [als eine iranische Drohne in den israelischen Luftraum eindrang,] die Aufmerksamkeit erneut darauf gelenkt, wie weitgehend der Iran sich in Syrien eingenistet hat. Dadurch wird die strategische Landkarte der Region neu gezeichnet. (…) Beobachtern zufolge haben [der Iran und seine Verbündeten] sich darauf verlagert, eine Infrastruktur zur Bedrohung Israels zu schaffen. Der Iran bildet und rüstet nach wie vor Kämpfer aus und intensiviert seine Beziehungen zum Irak und zum Libanon, mit denen er verbündet ist. So hofft er, eine Einheitsfront für einen neuerlichen Krieg schaffen zu können. (…)

Iranische Spitzenfunktionäre äußern sich unverhohlen über ihre Bestrebungen, eine derartige ‚Achse des Widerstands’ gegen den Einfluss Israels und Amerikas zu schaffen. Experten und Regierungsvertreter meinen, die Strategie des Iran beruhe entscheidend darauf, sich nicht auf konventionelle Waffen und die Kontrolle spezifischer Gebiete zu verlassen, die Israel leicht bombardieren kann. Stattdessen baue er Beziehungen zu örtlichen Streitkräften auf, die seine Ziele teilen und denen seine Finanzen und sein Knowhow zugute kommen. Diese Herangehensweise hat es dem Iran ermöglicht, seine Macht in der arabischen Welt auszubauen, dabei aber das Risiko für seine eigenen Streitkräfte und sein eigenes Territorium zu verringern. Sie bereitet Ländern wie den Vereinigten Staaten, Israel und Saudi-Arabien einiges Kopfzerbrechen. Sie fürchten den wachsenden Einfluss des Iran, tun sich aber schwer damit, eine geeignete Gegenstrategie zu entwickeln. (…)

Mit dem Ausbau seines Einflusses in Syrien in den letzten Jahren ist der Iran einem bewährten Schema gefolgt. In den 1980er Jahren half er im Libanon bei der Schaffung der Hisbollah, die sich inzwischen zur vorherrschenden Militärmacht in dem Land entwickelt hat sowie zur eigenständigen Regionalmacht, die in den Kriegen in Syrien, im Irak und im Jemen mitmischt. Im Irak hat der Iran eine Reihe von Milizen gefördert und zugleich enge Beziehungen zur irakischen Wirtschaft und zum politischen System in dem Land aufgebaut. Der Krieg in Syrien hat dem Iran eine neue Gelegenheit geboten, sein Projekt voranzutreiben, indem er seine Verbündeten in der gesamten Levante vernetzt. Kämpfer der Hisbollah brachten syrischen Aufständischen nahe der libanesischen Grenze eine entscheidende Niederlage bei und der Iran entsandte in den ersten Jahren des Kriegs Berater, um den belagerten Streitkräften Assads zur Seite zu stehen.

Als die Streitkräfte Assads 2013 kurz vor dem Zusammenbruch standen, entschloss der Iran sich zu energischeren Schritten und initiierte eine breit angelegte regionale Operation, um tausende schiitische Milizionäre aus dem Ausland für den Kampf gegen die Aufständischen und die Jihadisten des Islamischen Staats auszubilden, zu bewaffnen und nach Syrien zu bringen. Es befinden sich gegenwärtig schätzungsweise etwa tausend, vielleicht auch mehrere tausend iranische Soldaten in Syrien. Während manche von ihnen direkt an den Kampfhandlungen beteiligt sind, sind die meisten als Ausbilder, Kommandeure und Experten tätig, die das syrische Militär beraten und die Milizen kontrollieren. Es sind diese Milizen, denen möglicherweise bis zu 20.000 Kämpfer angehören, die die eigentliche Machtbasis des Iran darstellen. (…) Die Möglichkeit einer dauerhaften iranischen Präsenz in Syrien bereitet Israel erhebliches Kopfzerbrechen, da von ihr für den jüdischen Staat eine ähnliche Gefahr wie von der Hisbollah im Libanon ausgehen könnte. Dem Iran und seinen Stellvertreterorganisationen nahestehende Beobachter meinen, genau das sei der Sinn der Sache.“ (Ben Hubbard / Isabel Kershner / Anne Barnard: „Iran, Deeply Embedded in Syria, Expands ‚Axis of Resistance‘“)

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