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Dürre bedroht 60 Prozent der tunesischen Getreideernte 

60 Prozent der tunesischen Getreideernte sind von Dürre bedroht
60 Prozent der tunesischen Getreideernte sind von Dürre bedroht (© Imago Images / NurPhoto)

Die anhaltende Trockenheit bedroht die Grundversorgung der Bevölkerung mit Getreideprodukten und stellt Tunesien vor gravierende finanzielle Probleme.

Agrarexperten in Tunesien haben vorausgesagt, die kommende Getreideernte werde maximal 250.000 Tonnen betragen, was einen deutlichen Rückgang gegenüber den 740.000 Tonnen darstellt, die in der letzten Saison geerntet wurden. Das prognostizierte Ergebnis wäre eines der schlechtesten in den vergangenen zehn Jahren, in denen sich die Produktionsrate normalerweise zwischen 1,2 und 1,6 Millionen Tonnen Getreide pro Saison bewegte.

Tunesische Quellen haben bestätigt, dass die Schäden beträchtlich sein werden, da 60 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen, die für den Getreideanbau verwendet werden, in unterschiedlichem Ausmaß betroffen sind. Die Landwirte benötigen dringend staatliche Unterstützung, um die jahrelange Dürre zu bekämpfen, die das Land derzeit heimsucht.

Das Mitglied des Exekutivbüros des Landwirtschafts- und Fischereiverbands Mohamed Rajayebia bestätigte, dass der Rückgang der Getreideproduktion vor dem Hintergrund des anhaltenden Temperaturanstiegs in Tunesien in den letzten Märztagen zu beobachten ist. Laut Rajayebia sind die wichtigsten Getreideanbaugebiete, darunter die Provinzen Béja, Jendouba, Bizerte und die Sahelzone von Kairouan, von den ausbleibenden Niederschlägen und dem Temperaturanstieg in den vergangenen Jahren negativ betroffen.

Die Ernteausfälle werden die Notwendigkeit höherer Importe nach sich ziehen, um die lokale Nachfrage zu decken, wobei es gerade aufgrund des anhaltenden Kriegs schwierig ist, Getreide auf dem ukrainischen Markt zu beschaffen.

Mangelndes Saatgut

Beobachter warnen davor, dass die tunesische Getreideernte in dieser Saison kaum ausreichen werde, um das Saatgut für die Landwirtschaftssaison 2023/24 zu liefern. Sie schätzen, dass Tunesien 200.000 Tonnen Saatgut für die nächste Saison benötigt, da rund 95 Prozent der wichtigsten Kulturen des Landes unmittelbar von den ausbleibenden Niederschlägen abhängen. Staatliche und private Organisationen arbeiten an Lösungen für das Problem, das die Ernährungssicherheit der Bevölkerung bedroht und dazu führt, dass die Getreideproduktion von einer Saison zur nächsten immer mehr zurückgeht.

Laut dem Agrarexperten Hamadi Bou Bakri importiert Tunesien jedes Jahr zwischen 65 und 70 Prozent seines lokalen Getreidebedarfs und ist auf eine saisonale nationale Produktion von 30 bis 50 Prozent des nationalen Verbrauchs angewiesen. »In dieser Saison wird es sehr schwierig werden, diese Prozentsätze zu erreichen, wenn man bedenkt, dass wir vielleicht nur 250.000 Tonnen Getreide ernten können«, meint Bakri.

Der jährliche Getreidebedarf Tunesiens wird auf mindestens 3,2 Millionen Tonnen geschätzt, von denen normalerweise etwa die Hälfte durch die heimische Produktion gedeckt wird. Dieses Jahr wird jedoch erwartet, dass der Bedarf an Importen »beispiellos« sein wird, was neben anderen Problemen auch zu zusätzlichen Ausgaben in harter Währung für die ohnehin magere Staatskasse führen wird.

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