Aus Furcht vor islamistischen Rebellen fordert ein syrisches Drusendorf die Annexion durch Israel als das »kleinere Übel«.
Ein nicht verifiziertes Video, das in den sozialen Medien kursiert, zeigt ein Mitglied der drusischen Gemeinschaft im südsyrischen Dorf Hader, das dazu aufruft, das Dorf an die israelische Seite der Golanhöhen anzuschließen.
In seiner Rede vor einer großen Menschenmenge forderte der Mann die Anwesenden auf, darüber nachzudenken, wie ihre Zukunft nach dem Sturz des Regimes von Baschar al-Assad aussehen soll: »Wenn wir wählen müssen, werden wir das kleinere Übel wählen. Und selbst wenn es als böse angesehen wird, die Annexion an den [israelischen] Golan zu fordern, ist es ein viel kleineres Übel als das Übel, das auf uns zukommt.«
Der Dorfbewohner schien sich in seinen Ausführungen auf Hayat Tahrir al-Sham zu beziehen, die größte der syrischen Rebellengruppen, die ihre Wurzeln in Al-Qaida hat, obwohl sie sich in den letzten Jahren zu mäßigen versuchte. »Dieses Übel könnte unsere Frauen, unsere Töchter und unsere Häuser nehmen. Baschar al-Assad ist fort. Was bleibt uns noch? Nichts. … Wir haben darum gebeten, dem Golan angegliedert zu werden, um unsere Würde zu bewahren. Wir bitten im Namen der gesamten Umgebung darum, sich unserem Volk im Golan anzuschließen und in Freiheit und Würde zu leben, wie es unser Volk [in Israel] tut«, appellierte er und betonte, für die drusische Gemeinschaft in der gesamten Umgebung des Gouvernements Quneitra zu sprechen.
Befreiung der Drusen
Der Sprecher forderte, die syrischen Drusen von »Ungerechtigkeit und Unterdrückung« zu befreien, die ihnen zuerst vom Assad-Regime auferlegt wurden und nun möglicherweise bald von den islamistischen Rebellengruppen auferlegt wird. »Wie viele von uns sind gestorben? Wir haben genug gegeben. Wir sind nicht bereit, noch mehr zu geben.«
Hader und die umliegenden Dörfer liegen in der Pufferzone zwischen Israel und Syrien, in die israelische Truppen am Sonntag nach dem Sturz von Assad aus Sicherheitsbedenken vorgedrungen waren. Die Mehrheit der Drusen lebt nicht im syrischen Golan.
Laut der letzten verlässlichen Volkszählung, die im Jahr 2010 vor Ausbruch des Bürgerkriegs durchgeführt wurde, lebten etwa 48 Prozent der syrischen Drusen im Gouvernement Suwayda, etwa neunzig Kilometer von der Grenze zu Israel entfernt, 35 Prozent in Damaskus und 25.000 Drusen im Gouvernement Idlib. Wie das Washington Institute for Near East Policy jedoch schon 2016 feststellte, habe der Bürgerkrieg die demografische Zusammensetzung Syriens erheblich verändert. So sind viele Drusen aus Damaskus in sicherere Teile des Landes geflohens.