
„Die Einrichtung einer iranischen Botschaft in Algerien hatte in der arabischen Welt ohnehin schon einige Besorgnis ausgelöst. Doch dann traf Amir Mousavi in dem Land ein – unter dem Vorwand, er sei ein iranischer Diplomat, der sich für kulturelle Angelegenheiten interessiere. Mousavis Erscheinen nahm rasch unheilvolle Obertöne an, denn er ist keineswegs ein Diplomat, dem es um die Förderungen der kulturellen Beziehungen mit Algerien geht. Es wurde schnell deutlich, dass Mousavi in Wirklichkeit für den iranischen Geheimdienst arbeitet und sein Auftrag darin besteht, sich in den Streit zwischen Algerien und Marokko über die Westsahara einzumischen. Infolge der iranischen Einmischung und der Unterstützung des Diplomaten für die Polisario-Front, die die zu ungefähr 90 Prozent von Marokko kontrollierte Westsahara beansprucht, hat Marokko bereits die diplomatischen Beziehungen mit Teheran abgebrochen.
Der Abbruch der Beziehungen zwischen den beiden Ländern erfolgte, nachdem unleugbare Beweise dafür zum Vorschein kamen, dass die von Algerien unterstützte Polisario – die einen langjährigen bewaffneten Kampf gegen die marokkanischen Streitkräfte führt – Waffenlieferungen erhalten hat, zu denen Boden-Luft-Raketen vom Typ SAM9 und SAM22 und tragbare Flugkörper vom Typ Strela gehörten. Die Waffen wurden über die Hisbollah, die iranische Stellvertreterorganisation im Libanon, geliefert. Zudem wurde bekannt, dass Angehörige der Polisario auf einem Militärstützpunkt im algerischen Tindouf im Straßenkampf und der Nutzung von Boden-Luft-Raketen ausgebildet wurden. Einer der schlimmsten bekannt gewordenen Aspekte von Mousavis Vorgehen sind die zahlreichen Berichte darüber, wie es ihm gelungen ist, tausende junge Schiiten aus armen Gebieten des Landes zu rekrutieren, die das iranische Regime zur Destabilisierung der Region einsetzen will.
Angesichts der anhaltenden Instabilität in dem Landstrich bietet die Westsahara dem Iran eine ideale Gelegenheit zur Einmischung. Der UNO-Sicherheitsrat bereitet zurzeit einen Bericht vor, um zu entscheiden, ob er sein 27jähriges Friedenssicherungsmandat in der Westsahara verlängern soll. Aller Wahrscheinlich nach wird er eine Volksabstimmung über die mögliche Loslösung des Gebiets vom Königreich Marokko und Inbesitznahme durch die Polisario vorschlagen. Sollte dies geschehen, könnten wir es angesichts der Einmischung durch das iranische Regime und die Hisbollah ohne Weiteres mit einem ‚syrischen Szenario‘ zu tun bekommen, bei dem die Regierung, die die Polisario-Front schließlich bildet, von Teheran kontrolliert wird. Denn um zu überleben, wird eine derartige Regierung enorme militärische und finanzielle Beihilfen vom Iran brauchen. Sollten die Mullahs sich die Westsahara unter den Nagel reißen, wäre Marokko das nächste Land, das fällt, und danach stünde Algerien auf der Liste. So würde der Iran sein übliches Verfahren anwenden, um seine Hegemonie über eine Region zu etablieren.“ (Tony Duheaume: „Iran’s bid to further its hegemonic desires through a takeover of Algeria and Morocco“)