Von Florian Markl
Am vergangenen Freitag veröffentlichte das Weiße Haus eine Stellungnahme zum internationalen Holocaust-Gedenktag, die für einige Aufregung sorgte. Präsident Trump gedachte darin der Opfer und Überlebenden des Holocaust und gelobte, alles zu tun, damit „die Kräfte des Bösen nie wieder die Mächte des Guten besiegen werden“. Für Wirbel sorgte allerdings, dass in Trumps Erklärung weder Juden vorkamen, noch Antisemitismus erwähnt wurde. So berechtigt Kritik daran ist, so auffällig ist doch, dass Trump keineswegs der erste führende westliche Politiker ist, der es schaffte, ausgerechnet in einer Stellungnahme zum Holocaust-Gedenktag Juden nicht einmal zu erwähnen. Denn diese unrühmliche Leistung brachte vor drei Jahren bereits die damalige Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Catherine Ashton, zustande – ohne dass damals ein vergleichbarer Aufschrei zu hören gewesen wäre.
In gewissem Sinne war die Auslassung jeglichen Bezugs auf Juden und Antisemitismus in Ashtons Erklärung sogar noch auffälliger als jene von Trump. Vergleichen wir die beiden Passagen. Trumps Stellungnahme lautete:
„It is with a heavy heart and somber mind that we remember and honor the victims, survivors, heroes of the Holocaust. It is impossible to fully fathom the depravity and horror inflicted on innocent people by Nazi terror.
Yet, we know that in the darkest hours of humanity, light shines the brightest. As we remember those who died, we are deeply grateful to those who risked their lives to save the innocent.
In the name of the perished, I pledge to do everything in my power throughout my Presidency, and my life, to ensure that the forces of evil never again defeat the powers of good. Together, we will make love and tolerance prevalent throughout the world.“
Catherine Ashton erklärte am 27. Januar 2014:
„Today the international community remembers the victims of the Holocaust. We honour every one of those brutally murdered in the darkest period of European history. We also want to pay a special tribute to all those who acted with courage and sacrifice to protect their fellow citizens against persecution.
On Holocaust Remembrance Day, we must keep alive the memory of this tragedy. It is an occasion to remind us all of the need to continue fighting prejudice and racism in our own time. We must remain vigilant against the dangers of hate speech and redouble our commitment to prevent any form of intolerance. The respect of human rights and diversity lies at the heart of what the European Union stands for.“
Während Trump sich überhaupt im Allgemeinen verlor, wurde Ashton recht spezifisch: Der Holocaust solle uns an die Notwendigkeit des Kampfes gegen „Vorurteil und Rassismus“ erinnern und unsere Aufmerksamkeit auf die Gefahren von „Hass-Rede“ und „Intoleranz“ lenken. In dieser Aufzählung den Antisemitismus nicht zu erwähnen, war fast schon ein Kunststück – das damals nicht annähernd für so viel Empörung sorgte, wie sie heute Trump entgegenschlägt.