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Wie die türkische Religionsbehörde in den USA Fuß fassen will

Der türkische Präsident Erdoğan bei der Einweihung des Diyanet Center of America im April 2016. (© imago images/Depo Photos)
Der türkische Präsident Erdoğan bei der Einweihung des Diyanet Center of America im April 2016. (© imago images/Depo Photos)

Nur wenige Kilometer vom politischen Herz der USA entfernt betreibt Diyanet einen riesigen Moscheekomplex.

Adam Smith, Middle East Forum

In der Türkei und in der türkischen Diaspora auf der ganzen Welt wächst das Misstrauen gegenüber dem Diyanet, dem türkischen Präsidium für religiöse Angelegenheiten. Inmitten der Wirtschaftskrise in der Türkei haben Journalisten, Aktivisten und Politiker in diesem Monat die enormen Ausgaben des Diyanet und die offensichtliche Korruption seiner Spitzenbeamten angeprangert. Kritiker wenden sich auch gegen die zunehmenden Bemühungen der Behörde, die „Islamisierung“ der Türkei voranzutreiben.

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind ein Hauptziel des türkischen islamistischen Eifers. Im April 2016 weihte Erdoğan eine der größten Moscheen in den Vereinigten Staaten ein. Das von der türkischen Regierung finanzierte Diyanet Center of America (DCA) ist ein riesiger Komplex, der sich auf einem fast 17 Hektar großen Gelände in Lanham, Maryland, befindet. Mit dem Bau wurde 2012 begonnen, und das Zentrum wurde 2016 eröffnet. (…)

Auf Anweisung von Erdoğans Gesetz 6002 zahlte die vergrößerte und länderübergreifende Diyanet die 110-Millionen-Dollar-Rechnung für die amerikanische Außenstelle. Ankara hofft ungeduldig auf die Macht und das Prestige, die sich aus der Kontrolle der teuersten Moschee in den USA ergeben soll, die nur 15 Meilen vom Herzen der Hauptstadt des Landes entfernt gebaut wurde. (…)

Das DCA scheut sich nicht, seine Loyalität gegenüber der AKP zu bekunden, und erklärt offen, dass es „in vollem Umfang mit dem Diyanet zusammenarbeitet“ – alles, um die besondere Form des Islamismus des türkischen Regimes zu verbreiten. Im Westen arbeiten die Diyanet-Einrichtungen auch mit Vertretern und Unterstützern anderer islamistischer Bewegungen zusammen, die von Ankara unterstützt werden, wie etwa der ägyptischen Muslimbruderschaft.

In den USA beispielsweise arbeitet der Forschungsarm des DCA, das Diyanet Islamic Research Institute, offen mit Organisationen wie dem International Institute of Islamic Thought (IIIT) zusammen, einer der bekanntesten Einrichtungen der Muslimbruderschaft weltweit. (…)

Die Ausnutzung der vielfältigen und religiös toleranten Gesellschaft Amerikas ist ein wohlgeplanter, kalkulierter Schachzug von Erdoğan. Er hat sich eindeutig ausgezahlt. In den letzten fünf Jahren war das türkische Regime in der Lage, eine seiner größten Regierungsbehörden – ohne jegliche Einschränkungen – nur wenige Meilen vom US-Kapitol entfernt zu betreiben, und das alles unter dem Deckmantel eines religiösen Kulturzentrums. (…)

Türkische Diyanet-Beamte und Imame in den USA arbeiten für eine ausländische Regierung und fördern deren Interessen, ohne jemals als ausländische Agenten registriert worden zu sein. Obwohl viele von ihnen seit Jahren in den Vereinigten Staaten leben, bezeichnen sie Erdoğan laut ihren Profilen in den sozialen Medien als „unseren Präsidenten“ und geloben eifrig der AKP die Treue.

(Aus dem Artikel „Erdoğan’s American Mosque Spreads Islamism“, der beim Middle East Forum erschienen ist. Übersetzung von Florian Markl.)

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