Dirk Moses und seine Adepten projizieren ihren Wunsch, den Holocaust loszuwerden, auf Migranten und instrumentalisieren diese für ihre eigenen antizionistischen Intentionen.
Ali Tonguç Ertuğrul / Sabri Deniz Martin / Vojin Saša Vukadinović, Jungle World
Doch weshalb sollten Menschen, die selbst oder deren Eltern aus anderen Gegenden der Welt nach Deutschland kamen, nicht rational nachvollziehen können, was zwischen 1933 und 1945 geschah? Noch bevor die letzten Zeugen jener Verbrechen verstorben sind, gilt die Mahnung, die sie verkörpern, bereits als eurozentristisch und rassistisch – und das in einer Gesellschaft, die den Nationalsozialismus nie adäquat aufgearbeitet hat.
Dieser taktische Bezug auf migrantische und „nichtweiße“ Menschen ist die jüngste Inkarnation jenes linkspaternalistischen Rassismus, der Empathie an „Anderen“ vortäuscht, um hierüber die eigenen Projektionen moralisch aufzuladen. In diesem Fall handelt es sich um die rassistische Phantasie, Migranten müssten sich nicht in gleichem Maße mit der Vernichtung der europäischen Juden beschäftigen, weil ihnen andere historische Ereignisse emotional „näher“ seien. (…)
1985 blökte die damals rechtsextreme Proll-Band Böhse Onkelz im Fernsehen, die Deutschen hätten einen Schuldkomplex. Heutzutage sind es linke Professoren, die das Thema modisch aufbereiten, von einer „Israelifizierung Deutschlands“ halluzinieren und für einen vermeintlich rassismussensiblen Zeitgeist trommeln. Die antisemitische Internationale links- und rechtsidentitärer Strömungen ist so angriffslustig, weil ihr die fortwährende historische Aufarbeitung des Holocaust den Kampf gegen Israel erschwert.
Weiterlesen in der Jungleworld: „Linkspaternalistischer Rassismus“