„Und doch lässt sich in dem drastischen Schlag Saudi-Arabiens und seines Verbündeten Ägypten gegen Katar eine Zielrichtung erkennen, die durchaus in der Logik des in Washington und der saudischen Hauptstadt Riad angedachten Fahrplans zur Befriedung des Nahen Ostens liegt. Der diesbezügliche, auch von Israel mitgetragene Masterplan lautet: Saudi-Arabien und Ägypten schmieden eine sunnitische Allianz, die Irans Einfluss zurückdrängt und den dschihadistischen Terrorismus austrocknet. Diese Allianz arbeitet, verdeckt oder offen, mit dem jüdischen Staat zusammen, der den Iran ebenfalls als größte existenzielle Bedrohung wahrnimmt. Als Morgengabe für diese erstaunliche Liaison aber stiften Washington, Riad und Kairo mit vereinten Kräften einen einigermaßen haltbaren israelisch-palästinensischen Frieden. Dazu freilich müsste erst einmal die radikalislamische Hamas ausgeschaltet werden, die den Gazastreifen beherrscht und sich jedem palästinensischen Kompromiss mit Israel verweigert. Die Hamas aber, und hier schließt sich der Kreis, ist ein Ableger der Muslimbruderschaft – und wird von Katar unterstützt.
Sollte die jetzt von Saudi-Arabien und Ägypten eingeschlagene Politik der Isolation Katars das Emirat nötigen, diese Unterstützung einzustellen und statt dessen mitzuhelfen, die Hamas zu marginalisieren, wäre man in Sachen israelisch-palästinensischer Frieden ein gutes Stück weiter. Vor dem Hintergrund dieser Interessenslage ließe sich die spektakuläre Aktion gegen Katar mit viel Wohlwollen als ein Zeichen dafür interpretieren, dass Saudi-Arabien nun ernsthaft vom islamistischen Terror jeglicher Spielart abrücken will. Doch namentlich im Nahen Osten klingen groß angelegte Pläne meist nur schlüssig, so lange sie auf dem Papier stehen. In der Realität bleibt der Weg zu einer befriedeten Region voller Sprengfallen. Diese Erfahrung macht jetzt erstmals auch Donald Trump.“ (Richard Herzinger: „Washingtons Plan und Riads Beitrag“)