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Die Zukunft der Muslimbruderschaft nach dem Tod ihres Anführers

Der kürzlich verstorbene Führer der Muslimbruderschaft, Ibrahim Mounir
Der kürzlich verstorbene Führer der Muslimbruderschaft, Ibrahim Mounir (Quelle : Egypt Watch)

Der Tod ihres amtierenden Führers war ein schwerer Schlag für die Muslimbruderschaft, der Fragen über die Zukunft der Gruppe und ihren Zusammenhalt aufwirft.

Ibrahim Mounir starb vor einer Woche im Alter von 85 Jahren in London, wo er die letzten vierzig Jahre seines Lebens verbrachte und für die Leitung der Muslimbruderschaft verantwortlich war, seit die ägyptischen Behörden die Verhaftung von Mahmoud Ezzat, dem stellvertretenden Führer, im Sommer 2020 bekannt gegeben hatten.

Während Mounirs Führung kam es zu einer internen Spaltung der Organisation, als seine Front mit Sitz in London mit der in der Türkei stationierten »Istanbuler Front«, die vom ehemaligen Generalsekretär der Bruderschaft, Mahmoud Hussein, geleitet wird, um die Spitzenposition zu konkurrieren begann. Schließlich entstand kürzlich mit der »Front des -Wandels« auch noch eine dritte Fraktion, die ebenfalls die Kontrolle über die Führung anstrebt.

Mounirs Tod kommt auch aus einem anderen Grund zu einem schwierigen Zeitpunkt für die Muslimbruderschaft, insofern erst vor einem Monat der spirituelle Führer und Vordenker der Gruppe, Yusuf al-Qaradawi, verstorben ist, der in den vergangenen neun Jahren ein Symbol für den Zusammenhalt der Gruppe war, trotz der Schläge, die sie – intern und extern – einstecken musste.

Nachfolgestreit

Nach der Bekanntgabe von Mounirs Tod wurde sofort die Frage nach seinem Nachfolger aufgeworfen. Der Mediensprecher der Gruppe, Suhaib Abdel-Maqsoud, reagierte darauf, indem er erklärte, Vertreter der verschiedenen Institutionen der Bruderschaft seien seit Mounirs Tod zusammengekommen, »um alle administrativen Angelegenheiten zu regeln«. Mounir habe noch vor seinem Tod Mohieddin al-Zayt mit der Position des stellvertretenden Leiters des obersten Gremiums betraut und ihm die Rolle des Interimsführers bis zur Bekanntgabe des neuen amtierenden übertragen.

Die Istanbuler Front und die Front des Wandels wiederum halten an ihrer Position fest, dass jeweils ihnen die Leitung gebühre. So haben ihre Vertreter außer formellen Beileidsbekundungen zu Mounirs Tod nichts zur Unterstützung der in London getroffenen Maßnahmen zu einer Nachfolgeregelung veröffentlicht.

In diesem Zusammenhang kam ein Bericht der katarischen Website von Al-Jazeera zu dem Schluss, die Spaltung und Krise innerhalb der Muslimbruderschaft halte an, weil jede der beteiligten Fraktionen auch nach dem Tod von Ibrahim Mounir an ihrer Meinung festhalte.

Der ägyptische Forscher Muhammad Affan sagte, »der Tod von Mounir wird direkte Auswirkungen auf die Spaltung innerhalb der Bruderschaft und damit ihre Krise haben«. Laut Affan seien die beiden prominentesten Kandidaten für die Nachfolge Mounirs der Interimsleiter al-Zayt, auf der einen und der hochrangige Funktionär Helmy al-Gazar auf der anderen Seite.

Auch der Experte für islamische Bewegungen Munir Adib ist der Meinung, der Tod von Ibrahim Mounir werde die Spaltung zwischen den drei Fronten innerhalb der Organisation noch verschärfen. »Es ist zu erwarten, dass die Spaltung nach Mounirs Tod auch die Londoner Front selbst erreichen könnte.« Er rechne damit, dass »die Istanbuler Front eine Chance hat, mächtiger zu werden, da ihr Anführer Mahmoud Hussein das einzige Mitglied des Führungsbüros außerhalb ägyptischer Gefängnisse ist«.

Ein Bericht des Trends Center for Studies geht ebenfalls davon aus, dass der Kampf um die Macht zwischen den drei verschiedenen Fronten auch nach Mounirs Tod weitergehen wird. Sein Ableben könnte auch die von ihm geführte Londoner Front treffen, insofern sich auch dort Spaltungstendenzen zeigen könnten, wenn es ihr nicht schnell gelingt, einen dauerhaften Nachfolger für die Position des amtierenden Führers zu wählen. Diese, schloss der Bericht, würde die internen Krisen der Bruderschaft noch weiter verschärfen.

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