Die unbeachtete Tragödie der vom Islamischen Staat entführten Turkmeninnen

Von Thomas von der Osten-Sacken

Der Islamische Staat (IS) hat nicht nur tausende von jesidischen Mädchen und Frauen gekidnappt und in die Sexsklaverei gezwungen. Auch hunderte turkmenischer Frauen haben dasselbe Schicksal erlitten. Da die meisten Turkmenen im Nordirak Schiiten sind, gelten sie den radikal sunnitischen Kämpfern des IS als Beute. Während über die Tragödie der Jesiden immerhin in den internationalen Medien berichtet wird, ist das Schicksal der verschleppten Turkmeninnen weitgehend unbekannt.

turkmeninnen

Himam Ramzi, die es sich zur Aufgabe gesetzt hat, diese Frauen zu befreien, hat bisher über 800 Fälle von Entführungen dokumentiert. Im Irak setzt sich auch die „Turkman Rescue Foundation“ für die entführten Mädchen ein, ihre Arbeit bleibt allerdings weitgehend ohne Resonanz und Unterstützung, wie der Leiter der Organisation kürzlich Al Jazeera erklärte:

„‚What happened to the Turkmen women was not less than what happened to Yazidis,‘ Ali Akram, who heads the foundation, told Al Jazeera. ‚TRF has connections through Yazidi organisations through which we could rescue Turkmen women from ISIL, but haven’t received any support from Erbil, Baghdad or the international community.‘“

Aber turkmenische Organisationen kämpfen nicht nur mit lokaler und internationaler Indifferenz. Viele Familien wollen ihre Töchter und Schwestern gar nicht zurück haben, schämen sich oder fordern sie gar auf, Selbstmord zu begehen:

„The Turkmen community’s conservative attitude towards abductees is also part of the problem, Turan added. ‚Ours is a closed community,‘ he said. ‚Families whose wives, sisters or daughters have been abducted by ISIL feel shame; they feel they are unable to tell their story to the world.‘

Aryan, a Turkmen and former ISIL prisoner who spoke on condition of anonymity, said she and her daughter were attacked and sexually assaulted by ISIL fighters while in captivity. She escaped in February 2015, but her daughter died of wounds inflicted during the ordeal.

‚My family is avoiding me,‘ Aryan told Al Jazeera. ‚My aunt is helping me; the others have nothing to do with me. My husband’s family come to Kirkuk, but they only occasionally call me.‘

The Turkmen Rescue Foundation has documented cases of Turkmen escapees who have subsequently been told by male family members to commit suicide because of the ‚shame‘ of what happened to them.“

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