Beobachter befürchten, dass Erdogan gezielt arabische Syrer in der ehemals kurdisch dominierten Region ansiedelt, um so die ethnische Zusammensetzung zu ändern.
Lara Seligman, Foreign Policy
Die Türkei hat trotz der gefährlichen Sicherheitsbedingungen in den Grenzstädten damit begonnen, syrische Flüchtlinge, über seine Grenze nach Nordost-Syrien zu transportieren. Dies gilt als ein erstes Zeichen dafür, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan seinen Plan fortsetzt, demgemäß etwa 3 Millionen in der Türkei lebende Syrer in ein 20 Meilen großes, ehemals kurdisches Gebiet, umgesiedelt werden sollen.
Lokale Medienberichte und Informationen, die vom Rojava-Informationszentrum im Nordosten Syriens für Foreign Policy bereitgestellt wurden, zeigen, dass nur zwei Monate nach dem Einmarsch Erdogans und seiner Stellvertreter, eine geringe Anzahl syrischer Flüchtlinge über die Grenze in den Nordosten Syriens kommt. Die gewaltsame Militäroperation hat Hunderte kurdischer Kämpfer und Zivilisten das Leben gekostet und 200.000 Menschen vertrieben.
Während die Angriffswelle weitgehend zum Erliegen gekommen ist seit Erdogan und der russische Präsident Wladimir Putin im Oktober ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet haben, leben die Bewohner von Tal Abyad und Ras al-Ain, den syrischen Städten, die die West- und Ostgrenze des türkisch besetzten Gebiets markieren, in täglicher Angst vor Übergriffen, Terror und Plünderungen. Die Sicherheitsbedingungen vor Ort geben Anlass zur Sorge um die Sicherheit derjenigen, die zurückkehren und werfen die Frage auf, ob einige dieser Zivilisten zwangsweise umgesiedelt werden.
Fortdauernde Berichte über die Gräueltaten der von der türkischen Armee unterstützten syrischen Nationalarmee, die jetzt das Gebiet kontrolliert, lassen auch Befürchtungen aufkommen, dass die türkischen Stellvertretereinheiten eine Form der ethnischen Säuberung begehen, indem sie arabischstämmige Menschen in die Region umsiedeln und gleichzeitig die Rückkehr der kurdischen Bevölkerung verhindern. Informationen, die Foreign Policy vorliegen, deuten darauf hin, dass die Menschen, die jetzt in der Region neu angesiedelt werden, größtenteils Familien von Kämpfern türkisch unterstützter Milizen sind, die ursprünglich aus anderen Teilen Syriens stammen und hauptsächlich arabische und turkmenische Staatsangehörige sind.