Bald wird es im Süden des Iraks wegen der anhaltenden Dürreperioden und der sinkenden Grundwasserspiegel keine Sümpfe mehr geben.
So eindringlich wie selten warnte eine lokale Beamtin vor den kommenden Veränderungen, während die Behörden sich bemühen, die Krise zu mildern, die bereits über zehntausend Familien vertrieben hat. »Die meisten Sumpfgebiete im Norden unserer Provinz sind ausgetrocknet und wir versuchen, einige davon durch den Tigris wiederzubeleben, aber für die anderen ausgetrockneten Sumpfgebiete in unserer Provinz gibt es keine Lösung«, beschreibt Zeinab al-Asadi, Leiterin des Landwirtschaftsausschusses der Provinz Dhi Qar, die Sachlage.
Der Tigris, einer der beiden großen Flüsse des Iraks, fließt von der Türkei durch den Norden und die Mitte des Landes und ist eine wichtige Wasserquelle für die Landwirtschaft, die Trinkwasserversorgung und die Sumpfgebiete. »Der Grundwasserspiegel in unserer Provinz ist deutlich gesunken und sinkt weiter. Das ist ein großes Problem für die Bewohner«, fügte al-Asadi hinzu.
Nach Angaben der Wetterbehörde von Dhi Qar fielen im vergangenen Winter weniger als fünfzig Millimeter pro Quadratmeter Regen in der Provinz gegenüber über achtzig Millimetern in den Vorjahren. »In diesem Jahr herrschte in unserer Provinz Dürre. Der Wasserstand in den Sumpfgebieten ist auf fast einen halben Meter gesunken, während er zuvor nie unter einem Meter lag. In dieser Jahreszeit wird der verbleibende halbe Meter sicherlich auch noch sinken, da ein Großteil davon verdunsten wird«, befürchtet al-Asadi.
Zur Flucht gezwungen
Die anhaltende Dürre und Wüstenbildung haben bereits Tausende Menschen vertrieben. Das lokale Büro des Ministeriums für Migration und Vertreibung berichtete, dass bis Oktober über zehntausend Familien gezwungen waren, aus den Gebieten rund um die Sumpfgebiete wegzuziehen. »Ein Teil der Bürger wurde aufgrund der Austrocknung der Sumpfgebiete und der Wüstenbildung vertrieben«, sagte Asadi. Um die Krise zu bewältigen, koordiniert Asadis Behörde gemeinsam mit dem Ministerium für Wasserressourcen die Bohrung neuer artesischer Brunnen in der gesamten Provinz.
Dhi Qar beherbergt einen Großteil der historischen Sumpfgebiete, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen und als eines der fruchtbarsten und ökologisch bedeutendsten Gebiete des Landes gelten. Laut der im November durchgeführten Volkszählung im Irak hat die Provinz über zwei Millionen Einwohner.
Die Wasserkrise im Irak wurde durch fünf aufeinanderfolgende Dürrejahre, steigende Temperaturen und den Bau von Staudämmen in den Nachbarländern Türkei und Iran verschärft. Diese Staudämme haben den Wasserzufluss in den Irak stark reduziert, sodass dem Land weniger als vierzig Prozent seines Anteils an den Flüssen Tigris und Euphrat – den wichtigsten Wasserquellen des Iraks – zur Verfügung stehen.