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USA: Die schwule jüdisch-persische Community feiert ihr Coming-Out

Logo der Persian Pride
Logo der Persian Pride (Quelle: Persian Pride)

In Los Angeles lebt die größte jüdisch-persische Gemeinde außerhalb Israels. LGBT-Personen sind mit besonderen Problemen konfrontiert.

Josefin Dolsten, Jewish Telegraph Agency

Als Heranwachsender kannte Arya Marvazy nur eine Person, die sich in seiner eng verbundenen persisch-jüdischen Gemeinde als schwul entpuppte. Diese Person wurde von Familienmitgliedern geächtet. Marvazy hörte häufig homophobe Witze und Kommentare, u.a. von Gleichaltrigen, von Verwandten beim Schabbat-Dinner und einmal sogar – was sich tief in sein Gedächtnis eingebrannt hat – vom Rabbiner seiner Synagoge.

Als Marvazy also in der sechsten Klasse merkte, dass er schwul war, fühlte er sich „ganz und gar allein“. „Ich habe wirklich geglaubt, dass ich kein Coming-Out haben und zugleich ein funktionierendes Leben als persischer Jude im Freundes- und Familienkreis und in der Gemeinschaft führen könnte“, sagte er.

Doch die Dinge sahen anders aus als gedacht, als Marvazy die Geschichte seines Coming-out- im März vor rund 100 Menschen in den Räumen des Stadtrats von West Hollywood erzählte. Die Anwesenden waren zusammengekommen, um den fünften jährlichen „Persian Pride“-Monat zu feiern, eine Initiative, die Marvazy für die jüdische LGBTQ-Gruppe JQ International leitet. (…)

Das Ereignis steht sinnbildlich für einen Wandel, der sich in den letzten fünf Jahren in der eng verflochtenen, sozial konservativen persisch-jüdischen Gemeinde von Los Angeles vollzogen hat, sagen Gemeindeführer. (…)

Mastaneh Moghadam, eine iranisch-amerikanische Sozialarbeiterin, die 20 Jahre lang Hunderte von LGTBTQ-Iraner in der Stadt beraten hat, war einer der Podiumsteilnehmer der Veranstaltung. Als sie 2015 eine Selbsthilfegruppe für iranische Eltern von LGBTQ-Kindern gründete, hatte sie Mühe, mehr als eine Person zu gewinnen. Heute hat die Gruppe mehr als 50 Mitglieder.

Persische Juden ließen sich in den 1970er Jahren in Los Angeles – scherzhaft Teherangeles genannt – nieder, nachdem sie vor der Verfolgung nach der Islamischen Revolution geflohen waren. Heute leben dort etwa 50.000 persische Juden, womit es die größte Gemeinde außerhalb Israels ist. Die Gemeinde ist aufgeblüht, und die Stadt beherbergt heute Dutzende von Synagogen, Lebensmittelgeschäften und anderen Organisationen, die sich speziell um ihre Bedürfnisse kümmern.

Die eng verwobene Struktur der persisch-jüdischen Gemeinde in Los Angeles hat es ihr ermöglicht, zu gedeihen und gleichzeitig ihre einzigartige Kultur zu bewahren, aber sie stellt LGBTQ-Leute auch vor einzigartige Herausforderungen, die in der größeren amerikanischen Gesellschaft so nicht zu finden sind. (…)

Es liegt noch ein langer Weg vor uns. Moghadam, die Therapeutin, die sich auf LGBTQ-Themen spezialisiert hat, sagt, dass fast jeder ihrer Patienten irgendwann einmal über Selbstmord nachgedacht hat. Und bei einer kürzlichen Klausur von JQ International für junge iranische Amerikaner war nur etwa die Hälfte der 20 Teilnehmer bereit, für ein Gruppenfoto zu posieren.

Persian Jews are coming out of the closet and breaking down long-held taboos in their community

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