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Die Ritualmordlegende der Haaretz

Die bei Israelkritikern weltweit beliebte Haaretz verbreitete Ritualmordlegende über Israels Waffengang gegen den Islamischen Dschihad
Die bei Israelkritikern weltweit beliebte Haaretz verbreitete Ritualmordlegende über Israels Waffengang gegen den Islamischen Dschihad (Quelle: Twitter CAMERA)

Der Haartetz-Autor Yossi Klein behauptet, die absichtsvolle Ermordung von Kindern in Gaza stelle ein gemeinschaftsstiftendes Erlebnis für die Israelis dar.

Hanan Amiur

In Anlehnung an die mittelalterliche antisemitische Ritualmordlegende, in der Juden beschuldigt wurden, Kinder zu ermorden, veröffentlichte die israelische Tageszeitung Haaretz letzte Woche einen Kommentar, in dem der Autor Yossi Klein in grotesker Weise behauptete, die israelische Gesellschaft freue sich über die vorsätzliche Tötung palästinensischer Kinder und stehe geschlossen hinter diesen Morden. Die Schlagzeile, mit der Haaretz am dritten Tag der israelischen Operation Schild und Pfeil gegen die Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad (PIJ) aufmachte, hätte Joseph Goebbels stolz machen können: »Das Töten von Kindern bringt die Israelis zusammen«.

Kleins von der Haaretz-Redaktion gebilligter Kommentar ist geradezu ein Paradebeispiel für Antisemitismus. Die Arbeitsdefinition für Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), die von Dutzenden Staaten und Organisationen angenommen wurde, beinhaltet als Beispiel für Antisemitismus das »Verwenden von Symbolen und Bildern, die mit traditionellem Antisemitismus in Verbindung stehen (z.B. der Vorwurf des Christusmordes oder die Ritualmordlegende), um Israel oder die Israelis zu beschreiben«.

Der begleitende Online-Artikel, der von Haaretz später mit der harmloseren Überschrift »Die toten Kinder von Gaza werden uns immer verfolgen« aktualisiert wurde, macht sich dennoch ungeniert die abscheuliche Ritualmordlegende zu eigen, die Antisemiten weltweit vereint.

Klein, der schon früher einmal für Aufruhr gesorgt hat, als er orthodoxe Juden in Israel als »schlimmer als die Hisbollah« verteufelte, schrieb: »Es gibt nichts Besseres als das Töten von Kindern, um Herzen und Köpfe zusammenzubringen. In den letzten achtzehn Wochen haben sich die Israelis gegenseitig bekämpft, unfähig, etwas zu finden, das uns näher zusammenbringt. Dann kam die Tötung der Kinder im Gazastreifen und bewies, dass wir doch Brüder sind«, Das Töten von Kindern, so fügte Klein hinzu, diene dazu, »die Terroristen abzuschrecken und uns glücklich zu machen«.

Der Haaretz-Tweet mit der Behauptung »Das Töten von Kindern bringt Israelis zusammen« steht noch immer online und verzeichnet mehr als 74.200 Aufrufe, Tendenz steigend.

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Vorsätzliche Falschinterpretation

»Kinder zu töten ist eine effektive Aktion, die sich ins Gedächtnis einbrennt«, meint Klein in seinem Haaretz-Kommentar, wobei er den unbeabsichtigten Tod des achtjährigen Ali Izz ed-Din und seiner zwölfjährigen Schwester Miar fälschlicherweise als eigentliches Ziel eines israelischen Luftangriffs vom 9. Mai darstellt und dabei völlig ignoriert, dass deren Vater, Tareq Izz ed-Din, das eigentliche Ziel war. 

Ed-Din war ein ranghoher Funktionär des Islamischen Dschihads, der zwanzig Terrorkommandos im Westjordanland leitete, darunter eine Zelle in Dschenin, die mit der Produktion von Raketen begonnen hatte, die Afula und andere nordisraelische Städte bedrohen, sowie eine weitere in Ramallah, die Angriffsdrohnen herstellte. Durch diese beiden bedeutenden Entwicklungen drohte eine neue Front eröffnet zu werden, die zu einer weiteren Eskalation und zu vermehrtem Blutvergießen führen könnte. Das israelische Militär kam zu dem Schluss, dass die durch ed-Dins Aktivitäten drohende Gefahr den tödlichen Luftangriff erforderlich machte, obwohl der PIJ-Funktionär zu diesem Zeitpunkt in Begleitung seiner Familie war.

Yossi Kleins ungeheuerliche Behauptung, Israel habe die Kinder und nicht ihren Terror verübenden Vater ins Visier genommen und sich auch noch über deren Tod gefreut, ist eine völlig unbegründete Lüge.

Frage der Verhältnismäßigkeit

Der Tod von Zivilisten, auch von Kindern, ist eine unvermeidliche und tragische, aber nach dem internationalen humanitären Völkerrecht legale Folge von Luftangriffen auf legitime militärische Ziele weltweit. So heißt es in Artikel 28 der Vierten Genfer Konvention: »Keine geschützte Person darf dazu benützt werden, um durch ihre Anwesenheit militärische Operationen von gewissen Punkten oder Gebieten fernzuhalten.«

In Übereinstimmung mit dem völkerrechtlichen Konzept der Verhältnismäßigkeit, also der Abwägung des militärischen Nutzens gegenüber dem Preis ziviler Opfer, sagt das israelische Militär immer wieder Angriffe auf Terroristen ab, um die Tötung von Kindern und anderen Zivilisten zu vermeiden. Bei der Operation Schild und Pfeil in der vergangenen Woche lag die Rate der zivilen Opfer, wie bei so vielen israelischen Kriegen in der Vergangenheit, deutlich unter den Zahlen, die bei Waffengängen anderer Länder anfallen. In einem Artikel über zivile Opfer in der asymmetrischen Kriegsführung schreibt Richard Kemp: »Nach Schätzungen der Vereinten Nationen ist das Verhältnis zwischen zivilen Opfern und Kämpfern in solchen Konflikten weltweit durchschnittlich drei zu eins.« 

Nach israelischen Angaben waren 17 der 33 Todesopfer im Gazastreifen Kämpfer, wobei vier Zivilisten durch fehlgeleitete palästinensische Raketen getötet wurden. Somit waren von den insgesamt 29 Todesopfern durch israelisches Feuer zwölf Zivilisten, was ein den weltweiten Durchschnitt auf den Kopf stellendes Verhältnis von 1,42 toten Kämpfern pro totem Zivilisten ergibt.

Indem Yossi Klein bezüglich der Zahl der zivilen Todesopfer für Israel einen höheren Maßstab anlegt als bei anderen Nationen, führt er in seinem Haaretz-Artikel ein Paradestück aus dem uralten Repertoire der Antisemiten auf. Mit anderen Worten: Er tut das, was von International Holocaust Remembrance Alliance als weiteres Beispiel für Antisemitismus formuliert wird: »Die Anwendung doppelter Standards, indem man von Israel ein Verhalten fordert, das von keinem anderen demokratischen Staat erwartet oder gefordert wird.«

Hanan Amiur ist Chefredakteurin von Presspectiva, der Israel-Abteilung Committee for Accuracy in Middle East Reporting and Analysis (CAMERA). (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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