„Über einen Text des auch für die israelische Zeitung Haaretz schreibenden Carlo Strenger in der NZZ hat – wahrscheinlich – ein Redaktor des teuren Qualitätsmediums aus Zürich einen Satz gesetzt, über den durchaus nachzudenken lohnt: ‚Wie ein übler Vorfall in Hebron zeigt, neigen israelische Soldaten nach palästinensischen Terrorattacken dazu, Selbstjustiz zu üben.‘
Ja, so einfach ist das offenbar: Ein Vorfall, mögliches Fehlverhalten eines Soldaten, über dessen rechtliche und moralische Bewertung noch gestritten und verhandelt wird, belegt, daß ‚israelische Soldaten nach palästinensischen Terrorattacken dazu [neigen], Selbstjustiz zu üben‘. Läßt sich massive Voreingenommenheit gegenüber israelischen Soldaten anschaulicher demonstrieren?
Käme jemand auf die Idee, die nahezu täglichen Messer-Attacken ‚palästinensischer‘ Terroristen als Beleg dafür zu zitieren, ‚Palästinenser‘ pauschal als tickende Zeitbomben zu betrachten, er oder sie könnte eine solche Vermutung wohl nicht in der NZZ unterbringen, weil sie – selbstverständlich – Unsinn ist. Doch israelische Soldaten zu verleumden, dafür ist sich das Blatt nicht zu schade.
Das Video, das den ‚üblen Vorfall in Hebron‘ zeigt, dem der Versuch vorausging, mindestens einen israelischen Soldaten zu ermorden, zeigt noch mehr: eine ganze Reihe Uniformierter, die nicht auf einen am Boden liegenden ‚palästinensischen‘ Terroristen schießen. Doch diese Passivität bedeutet offenbar – nichts. Denn ‚israelische Soldaten‘ neigen ja ‚dazu, Selbstjustiz zu üben.‘
Beweist ein übler Satz über einem ansonsten vielleicht sogar akzeptablen Diskussionsbeitrag, daß die NZZ ein Hort von Antisemiten ist, von von Ressentiments beherrschten Dummköpfen? Noch jedenfalls ist der eine Satz unbeanstandet, also in den Augen der NZZ-Belegschaft ganz offenbar nicht problematisch. Was ein Schuß in Hebron doch alles in Zürich anrichten kann.“ (hier)