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History: Hisbollah nicht als Reaktion auf Israels Libanonfeldzug gegründet

Der Iran entsandte Ali Akbar Mohtashamipur bereits 1981 in den Libanon, um die Hisbollah aufzubauen
Der Iran entsandte Ali Akbar Mohtashamipur (re.) bereits 1981 in den Libanon, um die Hisbollah aufzubauen (© Imago Images / ZUMA Wire)

Der Iran hatte bereits im Sommer 1981 einen Vertreter in den Libanon entsandt, der die Terrororganisation aufzubauen begann, während Israel seine Militäraktion erst am 6. Juni 1982 startete.

David Patrikarakos, UnHerd

Der Nahe Osten ist voll von gegen den Westen und insbesondere gegen Israel gerichteten Milizen – darunter nicht zuletzt die Hamas, die kürzlich Hunderte von Raketen aus dem Gazastreifen auf den jüdischen Staat abfeuerte. Die vom Iran kontrollierten schiitischen Milizen von der Popular Mobilisation Front (PMF) greifen seit Jahren westliche Ziele im Irak an; im Jemen haben die Houthis der saudischen Armee empfindliche Niederlagen bereitet.

Aber die Hisbollah überragt sie alle, sowohl in ihrer militärischen Effizienz als auch in ihrer politischen Stärke. Warum? Die Antwort liegt bei Ali Akbar Mohtashamipur, dem iranischen Kleriker, der letzte Woche im Alter von 74 Jahren an Corona starb.

Nur wenige wissen mehr über die Hisbollah – und Mohtashamipur – als Shimon Shapira, ein pensionierter Brigadegeneral der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF), ehemaliger Militärsekretär des ehemaligen israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu und jetziger Fellow am Jerusalem Center for Public Affairs. „Mohtashamipur war der Architekt der Hisbollah“, erzählt er mir, „und die Hisbollah hat alles verändert.“

„Mohtashamipur war ein islamischer Revolutionär und enger Mitstreiter des Gründers der Islamischen Republik Ayatollah Ruhollah Khomeini“, fährt er fort. „Es war Khomeini, der Mohtashamipur persönlich in die syrische Hauptstadt Damaskus schickte, um eine neue radikale schiitische Bewegung zu schaffen, die mit der 1976 gegründeten libanesischen schiitischen Bewegung Amal rivalisieren sollte. Amal ist säkular, und die Mullahs wussten, dass sie nie das sein würde, was sie haben wollten: einen iranischen Arm im Libanon.“

Was die Iraner brauchten, war eine neue Bewegung, eine, die der Lehre von Khomeinis „Velayat-e Faqih“ („Herrschaft des Rechtsgelehrten“) folgt, die besagt, dass diejenigen, die am besten dazu befähigt sind, Gottes Gesetz zu interpretieren – nämlich die Kleriker – auch diejenigen seien, die am besten zum Regieren befähigt sind. Es brauchte eine Organisation, die von Ulema, muslimischen Klerikern, geführt wurde.

Von Syrien aus ging Mohtashamipur über die Grenze in die Stadt Baalbek in der libanesischen Bekaa-Ebene. Dort traf er sich mit drei Klerikern, Abbas al-Moussawi, Subhi al-Tufayli und Mouhammad Yazbek, alles Männer, die von der Ideologie des „Velayat-e Faqih“ durchdrungen waren; alles Männer, die gerne Befehle von Khomeini und damit vom Iran entgegennahmen. Gemeinsam gründeten sie die Hisbollah, die „Partei Gottes“. Al-Moussawi sollte ihr Anführer sein, bis er 1992 von Israel getötet wurde.

„Und ich werde Ihnen ein Geheimnis verraten“, fügt Shapira hinzu, „das war im Sommer 1981 – noch vor dem Einmarsch Israels in den Libanon.“ Die gängige Meinung besagt, dass sich die libanesischen Schiiten radikalisierte hätten, nachdem die israelischen Streitkräfte 1982 in den Libanon einmarschiert waren und begonnen hatten, das Land zu besetzen. In Wahrheit wurde die Saat schon vorher gesät.

Wenn der erste Schritt für Teheran darin bestand, eine Organisation zu gründen, die sich ihm ideologisch verschrieben hatte, so bestand der zweite Schritt darin, seiner Stellvertreterorganisation die militärische Stärke zu verschaffen, die sie brauchte, um ein zentraler Akteur zu werden.

Teheran schickte Soldaten seines Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) in den Libanon, wo sie in Baalbek und Umgebung Trainingslager einrichteten. Plötzlich standen die Israelis iranisch ausgebildeten schiitischen Kämpfern im Libanon gegenüber. Sie hatten es ab nun nicht mehr nur mit einer Miliz zu tun, sondern mit dem direkten Organ eines Staates.

„Das ist die wahre Stärke der Hisbollah“, folgert Shapira, „und es ist der Schlüssel zum Verständnis ihres Erfolgs: Die Hisbollah ist im Wesentlichen eine iranische Brigade im Libanon.“

(Aus dem Artikel The world’s most dangerous terrorists, der bei UnHerd erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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