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Die Hamas hätte es nicht anders formuliert

Von Florian Markl

Nicht nur die Berliner taz gibt dieser Tage einer Terror-Versteherin Raum, auch die Wiener Zeitung lässt eine Gast-Kommentatorin erklären, warum Israel selbst schuld ist, wenn Palästinenser Juden ermorden. Herausgekommen ist dabei ein Text, in dem Liza Ulitzka nicht nur antisemitischen Terror rationalisiert, sondern darüber hinaus auch zeigt, dass man wohl „Kultur- und Sozialanthropologie mit Spezialisierung auf den Nahen und Mittleren Osten“ studiert haben muss, um für Opfer mörderischen Terrors kaum Empathie übrig zu haben, sich dafür aber umso mehr in die angeblichen Motive ihrer Mörder einfühlen zu können.

Der Anschlag von Jerusalem, so Ulitzka – Ressortleiterin Politik beim Fernsehsender puls4 –, habe mit den Terrorattacken von Nizza oder Berlin „politisch nichts gemein“, denn:

„Der Attentäter in Jerusalem vom Wochenende war Palästinenser und hat israelische Soldaten angegriffen, keine Zivilisten wie in Berlin und Nizza. Und selbst wenn es sich bei den Opfern von Anschlägen in Israel um Zivilisten handelt, was auch oft genug der Fall ist, sind all diese Taten letztendlich ein Ausdruck verzweifelten Widerstandes gegen die israelischen Besatzer, die die palästinensische Bevölkerung seit Jahrzehnten in Gaza und im Westjordanland schikanieren und töten.“

Wenigstens ist Ulitzka so ehrlich, nicht um den heißen Brei herumzureden: Selbst wenn der Attentäter mit seinem LKW ausschließlich Zivilisten niedergemäht hätte, hätte er ihr vollstes Verständnis. Keine Tat, und mag sie noch so blutrünstig sein, ist vorstellbar, die nicht auf diese Weise legitimiert wird. „All diese Taten“ seien „letztendlich“ Ausdruck des „verzweifelten Widerstandes“ gegen die „Besatzung“ – in der Wiener Zeitung ist zu lesen, was üblicherweise genauso von Hamas-Sprechern gesagt wird, wenn sie wieder einmal über getötete Juden jubeln.

In Gaza gibt es zwar seit mehr als einem Jahrzehnt keine Besatzung und keinen einzigen Israeli mehr, es sei denn, die Hamas hat gerade einmal wieder einen verschleppt, und eine große Mehrheit der palästinensischen Bevölkerung im Westjordanland lebt in der sogenannten Zone A, die unter alleiniger Kontrolle palästinensischer Behörden steht. Aber auf solche Kleinigkeiten braucht eine studierte Spezialistin für den Nahen Osten keine Rücksicht zu nehmen, denn was zählt, ist der Blick aufs Ganze – und der sieht nur Israelis, die „seit Jahrzehnten“ Palästinenser „schikanieren und töten“. Wozu sich mit der Realität im Westjordanland auseinandersetzen, wenn man auch Komplexitätsreduktion per Computertastatur betreiben und alles kurz und bündig darauf hinunterbrechen kann, dass die Israelis nur „schikanieren und töten“ wollen?

„Wenn Israels Premier und auch die deutsche Regierung das Jerusalemer Attentat jetzt mit dem allgemeinen Etikett ‚islamistischer Terrorismus‘ versehen, negieren beide vollkommen sowohl die Geschichte der Staaten Israel und Palästina als auch die Ursache für islamistischen Terrorismus, der aus Kontexten wie Afghanistan, Syrien oder dem Irak entsteht.“

Die Geschichte des „Staates Palästina“ ist kurz erzählt: Es gibt ihn nicht und hat ihn in der Geschichte auch nie gegeben, wofür nicht zuletzt die Führung der Palästinenser verantwortlich ist, der es in all den Jahren des Konflikts stets wichtiger war, Krieg gegen den jüdischen Staat zu führen, als einen eigenen aufzubauen.

Vermutlich führt Ulitzka Afghanistan, Syrien und den Irak an, um zu sagen, dass palästinensischer Terror nichts mit Islamismus zu tun habe. Um das zu behaupten, bedarf es freilich einer Ignoranz, die selbst für Nahost-Spezialisten mit akademischem Abschluss beachtlich ist. Denn dazu muss man ausblenden, dass Gruppen wie die Hamas nicht gegen die „Besatzung“ kämpfen, sondern den jüdischen Staat vernichten und die Juden massakrieren wollen. Und man muss ignorieren, dass der vermeintlich gemäßigte Mahmud Abbas die Palästinenser zur Gewalt gegen Israelis aufhetzte, indem er behauptete, die Juden würden mit ihren „dreckigen Füßen“ die Al-Aksa-Moschee „beschmutzen“, und erklärte:

„Wir segnen jeden Tropfen Blut, der für Jerusalem vergossen wurde. Es ist sauberes und reines Blut, Blut, das für Allah vergossen wurde, so Allah es will. Jeder Märtyrer wird das Paradies erreichen, und jeder Verwundete wird von Allah belohnt werden“.

Die Palästinenser werden von Kindheit an mit derartig religiös aufgeladener Hetze gegen Israel indoktriniert. Wenn sich dann einer von ihnen hinter das Lenkrad eines LKW setzt, um möglichst viele Juden niederzumähen, stehen Terror-Versteher wie Ulitzka bereit, um zu behaupten, die Opfer seien selbst schuld am Hass ihrer Mörder. Das mag in Uni-Seminaren zum guten Ton gehören, in denen sich die post-koloniale Ideologie mit besonderer Verve der Diffamierung und De-Legitimierung Israels widmet. Aber dass die Wiener Zeitung einer solchen Verteidigung antisemitischen Terrors Raum gibt, ist unverständlich und skandalös.

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