Sehr geehrte Redaktion der Salzburger Nachrichten,
in einem Interview in der heutigen SN-Ausgabe meint Resa Nihabbat, die Debatte um das iranische Atomprogramm tangiere „das Ehrgefühl im Iran“ und führt aus: „Unabhängig von der politischen Einstellung halten es die meisten Iraner für ein unveräußerliches Recht – wenn es der friedlichen Nutzung dient.“ Was Nihabbat aber nicht dazu sagt: Unabhängig von der politischen Einstellung haben die meisten Iraner keinen Zweifel daran, dass es beim Atomprogramm selbstverständlich um die Entwicklung von Nuklearwaffen, und eben nicht bloß um die von ihm angesprochene friedliche Nutzung der Kernenergie geht. Die Journalistin Antonia Rados schilderte die Haltung der Iraner in ihrem Buch „Zwei Atombomben dankend erhalten: Alltag im Iran des Ahmadinedschad“ folgendermaßen: „Sie finden es urkomisch, wie bemüht das Regime ist, vor der Welt den Eindruck zu zerstreuen, es wolle Atomwaffen. Dass geht so weit, dass Iraner daheim vor dem Fernseher, wenn sie unter sich sind, von Atomwaffen reden, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. Einer aus Südteheran bestätigte mir, seine Familie würde selbstverständlich daheim nicht nur von Kernkraftwerken reden. So blöd wäre man ja nicht, um das nicht zu verstehen.“ Die Leute redeten „in der Zwischenzeit, ziemlich egal wo sie wohnen, über die Bombe, als wäre nichts dabei, Hauptsache, kein Ausländer hört einen.“
Mit freundliche Grüßen,
Mag. Florian Markl
Medienbeobachtungsstelle Naher Osten (MENA)