„Heiß und kalt ist es im Israel dieser Tage. Einmal brennt die Sonne nahezu unbarmherzig herab, dann wieder zieht Kälte auf, die einen bis ins Mark frieren lässt. Selbst der Wetterbericht wirkt da politisch.
In dieser scheinbaren Profanität liegt aber eine Wahrheit, die sich jeden Tag aufs Neue bestätigt: Während der israelische Staat der Opfer und der Märtyrer des Holocaust gedenkt, der geradezu industriell betriebenen Judenvernichtung, und während er sich damit wieder auf Sinnsuche über den Tag hinaus begibt, wird er zugleich angegriffen. In jeglicher Hinsicht. Und damit in einer Weise, die sich die, die außerhalb dieses Landes leben, so gar nicht vorzustellen vermögen.
Aus Gaza fliegen wieder Raketen. So massiv ist der Angriff, dass Israels Premierminister an dem Tag, an dem die Zeremonie in der Gedenkstätte Yad Vashem das Denken beherrschen sollte, doch wieder darüber beraten muss, wie die Armee darauf am besten und am schnellsten reagiert. Luftangriffe sind am Ende die Antwort. Es ist eine, die ausgerechnet diesen Tag in Profanität abstürzen lassen könnte – wenn das Existenzielle nicht so augenfällig wäre. Das, was geschieht, an diesem Tag, in diesem Moment, ist hier das wahre, pure, ja brutale Leben. Und es wird für die Politik noch dazu nicht selten reduziert auf die Notwendigkeit von Entscheidungen in Lichtgeschwindigkeit.“ (Tagesspiegel, hier)